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An den Grenzen der Medizin: Chirurgische Algorithmen in der Verbrennungsmedizin und chirurgische Interdisziplinarität
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Veröffentlicht: | 21. April 2016 |
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Gliederung
Text
Einleitung: Ausgedehnte Verbrennungsverletzungen mit Beteiligung großer Flächen und insbesondere bei tieferen Verbrennungsgraden, stellen eine der großen Herausforderungen in der medizinischen Versorgung von Patienten dar. Der Verlust der Haut, der Barriere zur Umwelt mit seinen wichtigen physiologischen Funktionen wie Abwehr von Krankheitserregern, Temperaturregulation und physiologische Adaptation der Zirkulation bedingt eine unmittelbare biologische Dysbalance, die mit dem Leben häufig nicht mehr vereinbar ist. Die komplexe Interaktion zwischen den beteiligten Disziplinen und die Definition von Behandlungsstrategien stellt eine Voraussetzung für die Möglichkeit des Überlebens von Schwerbrandverletzten dar.
Material und Methoden: Am Anfang steht die professionelle Notfallversorgung am Unfallort und bei Erreichen des Verbrennungszentrums dann die unmittelbare enge Verzahnung von intensivmedizinischer und chirurgischer Betreuung des Patienten. Die chirurgische Interdisziplinarität ist hier im besonderen Maße gefordert da die Patienten häufig auch eine traumatologische (Frakturstellung) sowie abdominalchirugische (AP-Anlage) Therapie benötigen. Hier ist es bereits in den ersten Stunden entscheidend einen chirurgischen Masterplan zu definieren. Die Möglichkeiten des Hautersatzes sind limitiert und erfordern das Abwägen und genaues Timing der Verwendung von nur noch limitiert zur Verfügung stehender autologer Resource. Ein kritisches Abwägen muss erfolgen bezüglich der Verwendung von überbrückenden Hautersatzverfahren, wie z.B. die Anzucht von Keratinozytentransplantaten. Für die reibungslosen Abläufe im Verbrennungszentrum Hannover haben wir Algorithmen und SOPs zur Strukturierung der Behandlung von Schwerbrandverletzten definiert.
Ergebnisse: Aufgrund der limitierten Patientenzahlen stehen in der Behandlung von Schwerbrandverletzten Individualentscheidungen basierend auf Erfahrung und Expertise der behandelnden Verbrennungsmediziner im Vordergrund. Eine Möglichkeit der Optimierung der Abläufe auch im Sinne der Qualitätssicherung besteht in der Definition von Algorithmen und SOPs um die zeitnahe interdisziplinäre Verzahnung zu gewährleisten und die Prognose der Patienten zu verbessern.
Schlussfolgerung: Die Versorgung von Schwerbrandverletzte Patienten profitiert von klar definierten Algorythmen der Entscheidungsfindung und des geplanten interdisziplinären chirurgische Procedere.