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Ökonomische und medizinische Gesichtspunkte Chirurgischer Notfallpatienten eines Schweizer Kantonsspitals im Zeitalter von SwissDRG
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Veröffentlicht: | 21. März 2014 |
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Einleitung: Spitäler sehen sich mit einer Zunahme der älteren Bevölkerung bei insgesamt steigenden Gesundheitskosten und zunehmendem Kostendruck konfrontiert. Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung der chirurgischen Notfallpatienten, die operiert werden mussten, auf Ergebnisqualität und Rentabilität im Zeitalter von SwissDRG.
Material und Methoden: Untersucht wurden 3.284 Patienten der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefässchirurgie aus dem Jahr 2011, die stationär im Kantonsspital Baden behandelt wurden. Davon wurden 2.495 Patienten (76,0%) operativ und 789 Patienten (24,0%) konservativ behandelt. Der Anteil an Notfallpatienten betrug 815 von 2495 Patienten (32,7%). Der Anteil über 75-Jähriger Patienten betrug 447 von 2.495 (17,9%). Untersucht wurde neben dem chirurgischen Outcome das betriebswirtschaftliche Ergebnis. Hierbei wurden neben demographischen Parameter die Parameter operative Behandlungsgruppe, Auftreten einer Komplikation, Reoperation, Intensivstation und postoperative Mortalität erfasst. Betriebswirtschaftliche Daten umfassten den Case Mix Index (CMI), die mittlere Verweildauer (mVWD), den Anteil an Langlieger, die engere Betriebskosten und der Netto-Erlös. Zielparameter war das Netto-Ergebnis nach SwissDRG. Für die statistische Datenanalyse wurden multiple lineare Regressionsmodelle verwendet. Kontinuierliche Einflussfaktoren wurden dabei flexibel mit Hilfe von B-Spline-Funktionen modelliert. Basierend auf diesen Modellen erfolgte ein Vergleich der Zielparameter zwischen Notfallpatienten und elektiven Patienten. Die Auswertungen erfolgten explorativ zu einem Signifikanzniveau von 5%.
Ergebnisse: Die operativen Behandlungen der Notfallpatienten ergaben Case Mix Leistungen in der Chirurgischen Klinik von 1.385,82 von insgesamt 3.649,55 (38,0%). Die operativen Behandlungsgruppen sowie der Anteil laparoskopischer Operationen unterschieden sich signifikant bezüglich Notfall oder elektivem Fall (p<0,001). In der Notfallgruppe traten signifikant häufiger operative und allgemeine Komplikationen auf (p<0,001), waren signifikant häufiger Reoperationen (16,1% vs. 7,7%; p<0,001) und Intensivstation-Aufenthalte notwendig (15,0% vs. 5.3%; p<0,001) und waren der Anteil postoperativ verstorbener Patienten (3,9% vs. 0,4%; p<0,001) und der Langlieger (12,4% vs. 3,6%; p<0,001) signifikant höher. Weiter unterschieden sich signifikant der CMI (1,70 vs. 1,35; p<0,05) und die durchschnittliche Verweildauer (10,2d vs. 5,8d, p<0,05). Die betriebswirtschaftliche Ergebnisse zeigen ebenfalls signifikante Unterschiede der Kostendaten (engere Betriebskosten 17.193,60 CHF vs. 12.028,10 CHF / Behandlungsfall; p<0,05), der Netto-Erlöse (15.728,60 CHF vs. 12.463,98 CHF / Fall; p<0,05) und des Netto-Ergebnisses (Verlust -1.465,01 CHF vs. 435,88 CHF / Fall; p<0,05). Über 75-jährige Patienten verursachten sowohl im Gesamtkollektiv als auch bei den Notfallpatienten signifikant höhere Verluste (p<0,05).
Schlussfolgerung: Die operative Behandlung von Notfallpatienten stellt hohe Anforderungen an Prozess- und Ergebnisqualität dar. Die Kostenstruktur für Notfallpatienten wird von SwissDRG vermutlich nicht adäquat abgebildet.