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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Unizentrische Analyse der Risikofaktoren für urogenitale Funktionsstörungen nach Rektumresektion

Meeting Abstract

  • Daniel Kauff - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Mainz
  • Markus Schröder - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Mainz
  • Yvonne Roth - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Mainz
  • Hauke Lang - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Mainz
  • Werner Kneist - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Mainz

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch522

doi: 10.3205/14dgch522, urn:nbn:de:0183-14dgch5220

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Kauff et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Funktionsstörungen nach sphinktererhaltender Rektumresektion bei Rektumkarzinom sind häufig und beeinflussen erheblich die Lebensqualität der Patienten. Ziel dieser Arbeit war die Analyse potentieller Risikofaktoren für postoperativ neuauftretende urogenitale Funktionsstörungen.

Material und Methoden: Zwischen 01/2008 und 04/2013 erfolgte bei 103 Patienten eine elektive sphinktererhaltende Rektumresektion bei primärem Rektumkarzinom. Patienten-, Tumor und operationsbezogene Daten wurden in einer strukturierten Datenbank prospektiv erfasst (Geschlecht, BMI, Tumorlokalisation (Rektumdrittel und Quadrant), neoadjuvante Radiochemotherapie, Operation (offen, laparoskopisch, TME, PME), pelvines intraoperatives Neuromonitoring (pIONM), Blutverlust, Schnitt-Naht-Zeit, pT-Kategorie, M.E.R.C.U.R.Y Klassifikation, Mesorektumstärke (Maximale Breite am Querschnitt des Präparats), Anastomoseninsuffizienz). Die urogenitale Funktion wurde mittels international validierter Fragebögen präoperativ sowie 3 und 6 Monate nach Stomarückverlagerung (SRV) erhoben.

Ergebnisse: Von neuaufgetretenen Blasenfunktionstörungen berichteten 21,3% (20/94) der Patienten 3 Monate nach SRV und 31,4% (27/86) 6 Monate nach SRV. Nach univariater Analyse waren offene Operation, nicht durchgeführtes pIONM, TME, Tumorinfiltration anteriorer Rektumquadrant, Blutverlust > 1000ml, Mesorektumbreite > 6cm und neoadjuvante Radiochemotherapie mit signifikant erhöhten Raten von Blasenfunktionsstörungen verbunden. Nach multivariater Analyse waren nicht durchgeführtes pIONM (OR: 7,9 (1,5-43,2), p=0,017), Tumorinfiltration anteriorer Rektumquadrant (OR: 45,4 (2,2-923,1), p=0,013), Blutverlust > 1000ml (OR: 34,7 (4,4-271,2), p=0,001) und maximale Mesorektumbreite > 6cm (OR: 6,0 (1,3-27,1), p=0,020) unabhängige Risikofaktoren für Blasenfunktionsstörungen 3 Monate nach SRV.

Nicht durchgeführtes pIONM (OR: 8,9 (2,1-38,4), p=0,003), Tumorinfiltration anteriorer Rektumquadrant (OR: 10,7 (1,1-107,1), p=0,043) und neoadjuvante Radiochemotherapie (OR: 7,6 (1,7-32,9), p=0,007) waren unabhängige Risikofaktoren für Blasenfunktionsstörungen 6 Monate nach SRV. Über neuaufgetretene sexuelle Funktionsstörungen berichteten 57,1% (28/49) der präoperativ sexuell aktiven Patienten 3 Monate nach SRV und 57,8% (26/45) 6 Monate nach SRV. Nach der univariaten Analyse führte die TME (p=0,024), ein Blutverlust > 1000ml (p=0,007) und eine maximale Mesorektumbreite > 6cm (p=0,035) signifikant häufiger zur postoperativen Beeinträchtigung der sexuellen Funktion.

Schlussfolgerung: Fehlendes pIONM und ein umfangreiches Mesorektum lassen sich neben bekannten Einflussparametern wie Befall des anterioren Rektumquadranten und erhöhtem Blutverlust als unabhängige Risikofaktoren für postoperative Blasenfunktionsstörungen identifizieren. Die neoadjuvante Radiochemotherapie beeinflusst die Blasenfunktion erst im mittelfristigen Verlauf signifikant negativ. Zur Identifikation unabhängiger Risikofaktoren für postoperativ neuauftretende sexuelle Funktionsstörungen müssen weitere Daten erhoben werden.