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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Revisionsbedürftigkeit freier Lappentransplantationen unter Berücksichtigung des Einsatzes vasoaktiver Medikamente

Meeting Abstract

  • Cornelia Banz - BG Klinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische- und Rekonstruktive Chirurgie - Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen
  • Dimitra Kotsougiani - BG Klinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische- und Rekonstruktive Chirurgie - Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen
  • Marcus Lehnhardt - Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Referenzzentrum für Gliedmaßentumore, Bochum
  • Ulrich Kneser - BG Klinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische- und Rekonstruktive Chirurgie - Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen
  • Leila Kolios - BG Klinik Ludwigshafen, Klinik für Hand-, Plastische- und Rekonstruktive Chirurgie - Schwerbrandverletztenzentrum, Ludwigshafen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch498

doi: 10.3205/14dgch498, urn:nbn:de:0183-14dgch4986

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Banz et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der Einfluss von vasoaktiven Substanzen während mikrochirurgischer Eingriffe und in der postoperativen Phase wird kontrovers diskutiert. Aufgrund der vasokonstriktiven Eigenschaften von Katecholaminen und dem möglichen Einfluss auf das Lappen-Outcome, erfolgt bisher ein eher restriktiver Einsatz. Kardiovaskuläre Symptomatiken können jedoch besonders im älteren und multimorbideren Patientengut eine Vasoaktivagabe dennoch erforderlich machen.

Es sollte die Hypothese untersucht werden, ob es einen klinischen Anhalt dafür gibt, dass vasoaktive Substanzen, wie zum Besipiel Noradrenalin (Akrinor®) und Dobutamin, von Bedeutung in der Pathogenese von Lappenperfusionsstörungen bis hin zu einem Lappenverlust sein können. Darüberhinaus sollte der Einfluss einer Vasoaktivagabe auf das Outcome freier Lappenplastiken untersucht werden.

Material und Methoden: Patienten, die im Zeitraum von Februar 2010 bis Juli 2011 in unserer Klinik eine freie Lappenplastik erhielten, wurden retrospektiv untersucht. Demographische Daten, klinische Risikofaktoren, Indikationen und Art der freien Lappenplastik wurden erhoben. Insbesondere erfolgte die Erfassung der Indikationen für eine peri- und postoperative Vasoaktivagabe, sowie deren Art und Dauer. Diese Ergebnisse wurden zum Outcome der freien Lappenplastiken korreliert. Die statistische Auswertung erfolgte in einer auf Access®-basierenden Datenbank und Excel-Tabelle, nebst Statistikprogramm IBM SPSS Statistics Version.

Ergebnisse: Im genannten Zeitraum erhielten 149 Patienten einen freien mikrovaskulären Gewebstransfer in unserer Klinik. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 50 +/-14,8 Jahre. Defekte traumatischer Genese stellten mit 54% der Fälle den häufigsten Grund für eine freie mikrochirurgische Lappenplastik dar, in 22% waren es Brustrekonstruktionen.

Zu einem Lappenverlust kam es bei 12 Patienten (8,1% bzw. 16,0% aller Revisionen). Die Gesamterfolgsrate lag bei 91,9%, die initiale Erfolgsrate bei 49,7%, die sekundäre Erfolgsrate bei 42,3% (nach Revision).

72,5% der Patienten erhielten intraoperativ und 37,6% postoperativ vasoaktive Substanzen. In Korrelation zur Vasoaktivagabe konnte ein signifikanter Anstieg der Lappenverlustrate nach intraoperativer Vasoaktivagabe beobachtet werden . Im Speziellen korrelierte die Gabe von Akrinor® signifikant mit einer erhöhten Lappenverlustrate (p<0,001) im Gegensatz zu der Gabe von Dobutamin (p=0,768). Eine postoperative Gabe hatte keinen Einfluss auf das Lappenoutcome. Ein hohes Alter aber auch eine ansteigende Zahl an Risikofaktoren waren mit einer vermehrten Gabe von Vasoaktiva und somit indirekt mit einer erhöhten Lappenverlustrate assoziiert.

Schlussfolgerung: Unsere Studie zeigt, dass die intraoperative Gabe von Vasoaktiva, insbesondere Akrinor®, mit einer erhöhten Verlustrate von freien Lappenplastiken einhergeht. Allerdings sind weitereklinische Untersuchungen zwingend erforderlich, um eine Kausalität bezüglich dieser Fragestellung an einem größeren Kollektiv sicher zu beweisen und den Effekt verschiedener vasoaktiver Substanzen weiter zu charakterisieren. Unter Umständen ist bei multimorbiden und älteren Patienten Dobutamin der Vorzug zu geben. Vasoaktive Substanzen bei freien Lappenplastiken sollten im interdisziplinären Konsens entsprechend restriktiv indiziert werden, wobei zu berücksichtigen ist, dass eine reduzierte zentrale Perfusion ebenfalls negative Auswirkungen auf die periphere Perfusion von Lappenplastiken haben kann.