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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Prognostischer Wert von Veränderungen des Oxygenationsindices, des pCO2 und der mechanischen Eigenschaften der Lunge für den Verlauf des akuten Lungenversagens bei Pronationslagenbeatmung

Meeting Abstract

  • Jan-Christoph Lewejohann - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus-Lübeck, Chirurgische Intensivstation, Lübeck
  • Franziska Fogt - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus-Lübeck, Chirurgische Intensivstation, Lübeck
  • Liska Kamprad - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus-Lübeck, Chirurgische Intensivstation, Lübeck
  • Tilmann Laubert - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus-Lübeck, Chirurgische Intensivstation, Lübeck
  • Marion Hansen - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus-Lübeck, Chirurgische Intensivstation, Lübeck
  • Elke Muhl - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus-Lübeck, Chirurgische Intensivstation, Lübeck
  • Tobias Keck - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus-Lübeck, Chirurgische Intensivstation, Lübeck

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch433

doi: 10.3205/14dgch433, urn:nbn:de:0183-14dgch4333

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Lewejohann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Pronationslagerung kann den Gasaustausch beim akuten Lungenversagen durch die Rekrutierung dys- und atelektatischer dorsobasaler Lungenareale und eine Veränderung des Ventilations-/Perfusionsquotienten verbessern. Ihre Effektivität kann durch einen sich im Verlauf verbessernden Oxygenationsindex, einen Abfall des pCO2 und eine Verbesserung der Compliance demonstriert werden. Unsere Untersuchung hat das Ziel, den prognostischen Wert von Veränderungen des Oxygenationsdindices, des pCO2 und der Compliance (Cdyn) nach Beginn der Pronationslagenbeatmung (PPV) zu untersuchen.

Material und Methoden: In einer Follow-up-Studie wurden n = 110 konsekutive Patienten (63 ± 13 Jahre [mean ± SD]) einer chirurgischen Intensivstation mit einem akuten Lungenversagen gemäß „Berlin-Definition" untersucht. Alle Patienten wurden intermittierend in Rücken- (SP) und in Pronationslage (PP) in Form einer 135° Rechts-/Linksseitenlage für jeweils wenigstens 6 h beatmet. Als Responder bzw. Non-responder auf die PPV jeweils nach Ablauf eines Zeitintervalls von 8, 16, 24, 48 und 72 h wurden die Patienten per definitionem eingruppiert, die einen Anstieg des paO2 > 20 mmHg, einen Abfall des pCO2 > 1 mmHg sowie eine signifikante Verbesserung der Cdyn erreichten.

Ergebnisse: Die PPV wurde von allen Patienten gut toleriert, relevante Komplikationen wurden nicht beobachtet. Sie wurde im Mittel 5,4 Tage [Min. 1; Max 31] nach Aufnahme auf die ITS begonnen und 4,6 [± 3,5] mal pro Patient mit einer Dauer von 9,5 h [± 1,3] angewendet. Die mittlere ITS-Verweildauer betrug 33,3 Tage, gemäß Intensivscoring wurden ein TISS 10 von 539,5 und SAPS II von 1200 erhoben [mean]. Die PPV führte innerhalb der ersten 8 h zu einem signifikanten Anstieg der PaO2/FiO2-Ratio (SP 191,6 ± 52,7 vs. PP 254,0 ± 68,0) und weder zu einem signifikanten Abfall des pCO2 (SP 43,3 ± 5,74 vs. PP 45,5 ± 6,2 mmHg) noch der Cdyn (SP 0,035 ± 0,01 vs. PP 0,032 ± 0,01 [jeweils mean ± SD]). N = 89 Patienten überlebten das Lungenversagen, n = 21 verstarben. Die Responder/non-Responder Ratio im Zeitintervall von 8, 16, 24, 48 und 72 h betrug für den PaO2/ FiO2 77/33; 68/42; 74/36; 78/32; 70/38, für den pCO2 40/70; 49/61; 46/64; 39/71; 41/65 und für die Cdyn 41/65; 51/55; 58/52; 64/46; 66/42.

Schlussfolgerung: Unseren Ergebnissen entsprechend hat das Ausmaß der durch die Pronationslagerung funktionell rekrutierbaren Areale einen bedeutenden prognostischen Wert bei Patienten mit einem akuten Lungeversagen, der sich vor allem in einer Verbesserung des Oxygenationsindex widerspiegelt und weniger in einer Verbesserung des PCO2 und der am Respirator messbaren dynamischen Compliance. Ihre Anwendung ist bei chirurgischen Intensivpatienten ohne relevante Komplikationen möglich und die geringe Mortalitätsrate unserer Patienten korreliert mit neuesten Daten aus der Literatur, die eine Mortalitätssenkung durch eine frühzeitige Pronationslagerung bei ARDS-Patienten nachweisen konnte.


Literatur

1.
Guerin C, et al. Prone positioning in severe acute respiratory distress syndrome. N Engl J Med. 2013; 368 (23): 2159-68. Epub 2013 May 20