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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Einfluss eines Sektoren-übergreifenden Case Managements auf den „Drehtüreffekt“ bei Diabetikern mit cruro-pedalen Bypassoperationen

Meeting Abstract

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  • Gerhard Ruemenapf - Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer, Gefäßchirurgie, Speyer
  • Stefan Morbach - Marienkrankenhaus Speyer gGmbH, Diabetologie/Angiologie, Soest
  • Norbert Nagel - Firma B. Braun Melsungen, Medical Scientific Affairs, Melsungen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch361

doi: 10.3205/14dgch361, urn:nbn:de:0183-14dgch3616

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Ruemenapf et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Patienten mit neuroischämischem diabetischem Fußsyndrom (DFS) brauchen arterielle Revaskularisationen, Minoramputationen, Debridements und eine sorgfältige Wundversorgung. Die ambulante Weiterversorgung dieser Patienten ist häufig unzureichend. Das gilt insbesondere für Deutschland, wo die ambulanten und stationären Sektoren finanziell, organisatorisch und kommunikativ strikt voneinander getrennt sind. Dadurch kommt es trotz erfolgreicher klinischer Behandlung zu vielen stationären Wiedereinweisungen, was für die Patienten medizinisch und psychisch belastend ist. Der Klinik entstehen hohe Kosten infolge der nur im Deutschen DRG-System existierenden „Fallzusammenführung“, d. h. mehrerer Aufenthalte mit der gleichen Basis-DRG werden als nur ein Fall vergütet, falls die Wiederaufnahme innerhalb der oberen Grenzverweildauer nach der Erstaufnahme stattfindet. Wir haben untersucht, ob ein integriertes, sektoren-übergreifendes Case Management (CM) für die ambulante Betreuung der obigen Patienten nach klinischen Standards die Qualität der Patientenversorgung verbessern und die Zahl der stationären Wiedereinweisungen senken kann. Zusätzlich analysierten wir die Krankenhausverweildauer, die Häufigkeit von Fallzusammenführungen und die Kosten für das Krankenhaus.

Material und Methoden: In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden DFS-Patienten mit Bypassoperationen, Minoramputationen und Débridements an den Füssen nach Einführung des CM (Studiengruppe; n 376; 2007–2010) mit einer gematchen historischen Kontrollgruppe (HCG; n=190; 2005–2006) verglichen. Nach einem standardisierten Assessment wurden 116 der 376 Patienten vom CM langfristig betreut (Case Management Patienten, CMP). Weil die üblichen Indizes (BRASS, Barthel) nicht sensitiv genug waren, die Patienten mit dem höchsten Risiko einer stationären Wiedereinweisung zu identifizieren, wurde ein eigener, sensitiver und spezifischer, dreiteiliger „Case Management Score“ entwickelt, basierend auf medizinischen, pflegerischen und sozialen Subscores (Tabelle 1 [Tab. 1], [1]).

Ergebnisse: Die stationäre Wiederaufnahmerate der CMP war gegenüber HCG erniedrigt (8.8 vs. 16.4%; p<0.01), ebenso die Zahl der Fallzusammenführungen (9.7% vs. 17.9%; p<0.001). Der stationäre Aufenthalt war bei den CMP initial zwar signifikant länger als in HCG, die Senkung der Wiedereinweisungsrate verbesserte dennoch die ökonomische Situation der Klinik. Vor allem konnten im gleichen Zeitraum 6% mehr vergleichbare Krankenhausfälle behandelt werden, mit entsprechend höheren Einnahmen für die Klinik.

Schlussfolgerung: Ein vom Krankenhaus aus organisiertes, klinischen Qualitätskriterien zugrunde legendes, sektoren-übergreifendes Fallmanagement senkt Wiederaufnahmen und Fallzusammenführungen von neuroischämischen DFS-Patienten nach arterieller Revaskularisation signifikant. Die Kosten für das Krankenhaus sinken. Der „Case Management Score“ ist ein sensitives Instrument, um DFS-Patienten mit hohem Risiko für eine stationäre Wiederaufnahme zu identifizieren.


Literatur

1.
Rümenapf G, Geiger S, Schneider B, Amendt K, Wilhelm N, Morbach S, Nagel N. Readmissions of patients with diabetes mellitus and foot ulcers after infra-popliteal bypass surgery – attacking the problem by an integrated case management model. Vasa. 2013 Jan;42(1):56-67. DOI: 10.1024/0301-1526/a000235 Externer Link