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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Rückgang der Letalität durch veränderte Behandlungsabläufe und Einführung prozessoptimierender Strukturveränderungen in der Schwerstverletztenversorgung – eine retrospektive Letalitätsanalyse von 2304 Patienten (2002 – 2011)

Meeting Abstract

  • Carsten Schöneberg - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen
  • Marc Schilling - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen
  • Judith Keitel - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen
  • Max Daniel Kauther - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen
  • Manuel Burggraf - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen
  • Björn Hussmann - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen
  • Sven Lendemans - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch265

doi: 10.3205/14dgch265, urn:nbn:de:0183-14dgch2652

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Schöneberg et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: In den letzten Jahrzehnten ist es zur einer Reduzierung der Letalität bei Polytrauma-Patienten mit einem ISS ≥ 16 gekommen. Einige Autoren sprechen von einer Sterberate von etwa 22 %. Darüber hinaus gab es in den letzten Jahren einige neue Erkenntnisse, wie z.B. die Letalitätsreduzierung durch eine Ganzkörper-CT, und es wurde durch Einführung der S3-Leitlinie Polytraumabehandlung die Evidenz-basierte Behandlung von Schwerstverletzten gefördert.

Material und Methoden: Es erfolgte die retrospektive Auswertung von 2304 Patientendaten von 2002 bis 2011. Es wurden die Daten aus der Klinik der Autoren für das Traumaregister der DGU© verwendet. Nach Anwendung der Einschlusskriterien, ISS ≥16 und primäre Verlegung vom Unfallort, verblieben 968 Patienten.

Ergebnisse: In der Studienpopulation fand sich ein mittlerer ISS von 29,81 und ein mittlerer GCS von 9,42. Das durchschnittliche Alter betrug 46,04 Jahre. Die Letalitätsrate betrug 28,7%. Ein signifikanter Unterschied zwischen Verstorbenen und Überlebenden fand sich beim ISS, GCS, RTS, New ISS, TRISS, RISC, AIS-Schädel, AIS-Haut, präklinischer RR, präklinischer Puls und Alter.

Zur Überprüfung, ob durch den vermehrten Einsatz der Ganzkörper-CT die Letalität reduziert wird, erfolgte die Unterteilung in eine Gruppe vor 2009 und ab 2009. Hierbei zeigte sich eine signifikante Erhöhung der Ganzkörper-CT Rate von 56,96% auf 71,7%. Im gleichen Zeitraum kam es auch zu einem Rückgang der Letalität von 32,3% auf 24,5%.

In gleicher Art erfolgte die Überprüfung, ob die S3-Leitlinie einen Einfluss auf die Letalität hatte. Hierbei erfolgte die Trennung vor und ab 2011. Hierbei sank die Letalität von 30,4% auf 18,4%.

Zusätzlich erfolgte noch der Vergleich 2010 mit 2011. Insgesamt fanden sich statisch signifikante Unterschiede bei den Schockraumzeiten, den OP-Zeiten, der Menge des infundierten Volumens, der Rate an Multiorganversagen und der Rate an durchgeführten Ganzkörper-CT.

Schlussfolgerung: In der Zeit von 2002 bis 2011 fand sich in eine Sterberate von 28,7%. Die etwas höhere Rate im Vergleich zu publizierten Daten wird am ehesten durch die hohe Rate an schweren und schwersten Schädel-Hirn-Traumata erklärt.

Der vermehrte Einsatz einer Ganzkörper-CT und die Einführung der S3-Leitlinie Polytraumaversorgung führte zu einem signifikanten Rückgang der Letalität im Patientenkollektiv der Autoren. Dies liegt besonders in der Beschleunigung der Behandlung von Schwerverletzten, der Reduzierung des infundierten Volumens, der kürzen OP-Phase innerhalb der ersten 24 Stunden und dem erhöhten Einsatz der Ganzkörper-CT begründet.