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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Schwere Verletzungen nach Fahrradunfällen – eine unerkannte Gefahr?

Meeting Abstract

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  • Orkun Özkurtul - Universitätsklinikum Leipzig, Unfallchirurgie, Leipzig
  • Johannes Fakler - Universitätsklinikum Leipzig, Unfallchirurgie, Leipzig
  • Christoph Josten - Universitätsklinikum Leipzig, Unfallchirurgie, Leipzig

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch263

doi: 10.3205/14dgch263, urn:nbn:de:0183-14dgch2633

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Özkurtul et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Gefahr von schweren Fahrradunfällen nimmt in den letzten Jahren stetig zu. Die Einführung einer Helmpflicht und zusätzlicher Verkehrswege für Fahrradfahrer ist immer wieder Gegenstand aktueller politischer Diskussionen. Es war das Ziel dieser Studie, die Verletzungsschwere, das Verletzungsmuster und die Unfallmechanismen von schwerverletzten Radfahrern in einer deutschen Großstadt zu untersuchen.

Material und Methoden: In die Studie wurden alle Patienten mit einem ISS > 9 eingeschlossen, die in unserer Klinik nach einem Fahrradunfall in den Jahren 2011 und 2012 aufgrund ihrer Verletzungsschwere über den Schockraum mit entsprechender interdisziplinärer Versorgung gemäß des ATLS-Algorithmus, aufgenommen und stationär behandelt wurden. Die Datenerhebung erfolgte retrospektiv an Hand der elektronischen Krankenakten.

Ergebnisse: 39 Patienten (19 männlich, 20 weiblich) wurden in unserer Klinik in den Jahren 2011 und 2012 mit einem ISS > 9 über unseren Schockraum nach einem Fahrradsturz stationär aufgenommen und behandelt. Das Durchschnittsalter lag bei 47 Jahren (±26,4 Jahre, von 17 bis 87 Jahre). Der durchschnittliche ISS der Patienten betrug 24,7 (±13,8, Range 10 bis 66). 34 mal wurden die Patienten durch den bodengebunden Notarzt und 5 mal mit dem Rettungshubschrauber vorgestellt. Der GCS betrug im Durchschnitt 10,9 (±4,2), präklinisch intubiert wurden 14 (35,89%). Die präklinische Versorgungszeit lag durchschnittlich bei 51,2 min (± 12,5). In 51,2% der Unfälle (n=20) lag eine Fremdeinwirkung durch andere Verkehrsteilnehmer vor. In der überwiegenden Anzahl der Unfälle mit Fremdeinwirkung kam es dabei zu Kollisionen mit PKW (n=15, 38,5%), gefolgt von Kollisionen mit einem LKW (n=3, 7,7%) und Straßenbahn (n=2, 5,1%). Die häufigste lebensbedrohende Verletzung aller Patienten war mit 48,7% (n=19) das Schädelhirntrauma, gefolgt von Verletzungen der Wirbelsäule (n=7, 17,9%), Rippenfrakturen (n=4, 10,27%) und das Thoraxtrauma (n=4, 10.27%). In dieser Studie trug lediglich einer dabei einen Helm. In 8 Fällen wurde im Rahmen der damage control surgery eine Kraniotomie durchgeführt, 2 mal eine Notfalllaporotomie, 2 Patienten wurden mittels Beckenklemme notfallmäßig stabilisiert, ein Patient wurde embolisiert.

Die meisten Unfälle ereigneten sich in den Monaten April und Juli (n=14, 35,9%). Zwischen März und Juli ereigneten sich 79,5% aller Unfälle (n=31).

Schlussfolgerung: Anhand unserer Untersuchung konnten wir das schwere Verletzungsmuster von Fahrradunfällen darstellen, wobei das Schädelhirntrauma dominiert. Ein Helm wurde nur von einem Fahrradfahrer getragen. Bei der steigenden Gefahr schwerer Unfälle mit schweren Verletzungen am Kopf selbst im innerstädtischen Verkehr ist somit die Einführung einer Helmpflicht und weiterer verkehrstechnischer Maßnahmen für Fahrradfahrer aus unserer Sicht zwingend erforderlich.