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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Langzeitergebnisse nach Operationen intraduraler spinaler Tumoren

Meeting Abstract

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  • Jörg Klekamp - Christliches Krankenhaus, Neurochirurgie, Quakenbrück

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch243

doi: 10.3205/14dgch243, urn:nbn:de:0183-14dgch2433

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Klekamp.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Beschreibung operativer Ergebnisse bei Rückenmarkstumoren erschöpft sich in der Regel auf die Angabe von Resektionsraten und Schilderungen des klinischen Verlaufs über wenige Wochen oder Monate. Angaben zu Rezidivraten oder anderen langfristigen Gesundheitsfolgen fehlen in den meisten Publikationen. 1991 wurde eine spinale Datenbank begonnen, die seither alle Patienten mit spinalen Tumoren und Mißbildungen fortlaufend erfaßt. In dieser Studie werden Langzeitergebnisse für gutartige intra- und extramedulläre Tumore dargestellt.

Material und Methoden: In der spinalen Datenbank sind 292 Patienten mit intramedullären und 583 Patienten mit extramedullären intraduralen Tumoren bis einschließlich 2012 erfaßt. Für die Analyse der langfristigen Ergebnisse wurde das Kaplan-Meier Verfahren verwendet, um Rezidivraten zu bestimmen. Außerdem wurden die Häufigkeiten von neuropathischen Schmerzsyndromen oder Myelopathien erfaßt.

Ergebnisse: 228 Patienten mit intramedullären Tumoren wurden 249 Operationen, 485 Patienten mit extramedullären Tumoren 553 Operationen unterzogen. 67.7% aller gutartigen intramedullären und 81.4% aller extramedullären Tumoren wurden vollständig entfernt. Die permanente Operationsmorbidität betrug 18.8% für alle intra- und 2.2% für extramedulläre Tumoroperationen. Sie wurde maßgeblich vom präoperativen Status des Patienten sowie der Erfahrung des Operateurs bestimmt. Die Rezidivraten nach 10 Jahren hingen vom Ausmaß der Resektion ab. Allerdings waren in dieser Beziehung die Raten für intramedulläre Tumore (14.3% nach vollständigen, 41.8% nach Teilentfernungen) günstiger als für extramedulläre Tumore (19.6% nach vollständigen, 62.9% nach Teilentfernungen). Neben dauerhafter Tumorfreiheit und Vermeidung permanenter Operationsmorbidität wurde die Lebensqualität der Patienten langfristig auch vom Auftreten von neuropathischen Schmerzsyndromen (24.8% nach intramedullären, 4.4% nach extramedullären Tumoreingriffen) und Myelopathien (4.2% nach intramedullären, 2.2% nach extramedullären Tumoreingriffen), die sich als Folge eines postoperative Tetherings zwischen Mark und Dura entwickeln können, beeinflußt. Während postoperative Schmerzsyndrome vor allem bei intramedullären, verdrängend wachsenden Tumoren mit begleitender Syringomyelie zu sehen und operativ nicht zu beeinflussen waren, sollte bei Vorliegen arachnoidaler Vernarbungen im Rahmen einer Tumoroperation eine Duraerweiterungsplastik verwendet werden, um einem postoperativen Tethering mit der Folge einer Myelopathie vorzubeugen.

Schlussfolgerung: Für einen positiven Langzeitverlauf nach Operationen von Rückenmarkstumoren ist neben der vollständigen Resektion und einer frühzeitigen Operation vor Eintreten gravierender Ausfälle auch die Erfahrung des Operateurs und die Vermeidung von Myelopathien wichtig. Für die in der überwiegenden Mehrzahl gutartigen Tumoren sind 10 Jahre nach vollständiger Resektion Rezidivraten zwischen 14% und 20% zu erwarten. Ausnahmen bilden Patienten mit Systemerkrankungen wie einer Neurofibromatose oder einem Hippel-Lindau Syndrom, die einer ständigen Kontrolle bedürfen. Bezogen auf die Langzeitmorbidität stellen vor allem neuropathische Schmerzsyndrome nach Entfernung intramedullärer Tumore eine Herausforderung dar.