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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Welche Faktoren beeinflussen das Langzeitüberleben bei Patienten mit hepatozellulärem Karzinom im Stadium IV?

Meeting Abstract

  • Annelore Altendorf-Hofmann - Universitätsklinikum Jena, Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena
  • Silke Schüle - Universitätsklinikum Jena, Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena
  • Utz Settmacher - Universitätsklinikum Jena, Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch217

doi: 10.3205/14dgch217, urn:nbn:de:0183-14dgch2172

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Altendorf-Hofmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Patienten mit einem hepatozellulären Karzinom (HCC) haben nur dann eine gute Prognose, wenn der Tumor in einem frühen Stadium erkannt wird. Außer dem Tumorstadium begrenzt auch die häufige Komorbidität, hier in erster Linie eine begleitende Zirrhose, die Lebenserwartung. In der 7. Auflage der TNM-Klassifikation werden nicht nur Tumoren mit Fernmetastasen, sondern auch solche mit regionären Lymphknotenmetastasen als Stadium IV klassifiziert.

Material und Methoden: Aus dem Tumorregister unserer Klinik entnahmen wir Daten von 413 erstbehandelten Patienten mit HCC, die sich zwischen 1995 bis 2012 vorstellten. Alle wurden bis zu ihrem Tode oder mindestens 5 Jahre nachbeobachtet.

Ergebnisse: 32% der 413 Patienten konnten wir resezieren, bei weiteren 23% war eine lokale Therapie (RFA, TACE, SIRT) möglich. 45% erhielten eine systemische Therapie solange es AZ und Komorbidität zuließen, ansonsten best supportive care.

97 Patienten (24%) zeigten Stadium IV, darunter waren 46 bzw. 51 im Stadium IVA (regionäre Lymphknotenmetastasen) bzw. IVB (Fernmetastasen). Patienten im Stadium IV waren jünger, hatten häufiger eine begleitende Leberzirrhose und multiple Tumorherde und wurden seltener durch Resektion oder lokale Therapie (Chemoembolisation, RFA, SIRT) behandelt als Patienten im Stadium I–III (Tabelle 1 [Tab. 1]).

10 HCCs wurden reseziert, 12 Patienten erhielten einmalig oder mehrfach eine Chemoembolisation, 1 Patient eine SIRT der Leber. Am Ende der Beobachtung waren 86 der 97 Patienten (89%) verstorben.

Je 5 der resezierten Patienten waren im Stadium VIA oder IVB. Am Resektat im Stadium IVA war jeweils 1 befallener Lymphknoten, im Stadium IVB waren einmal 2 Lymphknoten befallen, viermal keiner. Bei 2 Patienten im Stadium IVB wurden Lungenmetastasen in getrennter Sitzung komplett entfernt, einmal gleichzeitig eine solitäre Netzmetastase. Bei einem weiteren Patienten wurde eine paravertebrale Metastase thermoabladiert, beim fünften konnte die geplante Resektion der Lungenmetastasen wegen Tumorprogression nicht mehr erfolgen. 12 der anderweitig lokal therapierten Patienten waren im Stadium IVA, 2 im Stadium IVB.

Kein Stadium-IV- Patient hat bislang 5 Jahre überlebt, die mediane Überlebenszeit betrug 3 (0-58 Monate). Das Alter der Patienten oder ein AFP-Wert > 400 μg/l hatten keinen Einfluss auf das Überleben (p=0,360 bzw. p=0,103). Im Stadium IVB betrug die mediane Überlebenszeit 2 Monate gegenüber 4 Monaten im Stadium IVA (p=0,224). Das Vorhandensein einer Leberzirrhose hatte den gleichen Effekt. Nach einer Tumorresektion überlebten die Patienten im Median statistisch signifikant länger (24 Monate vs. 3 Monate bzw. 2 Monate) als die anderweitig lokal oder systemisch therapierten (p=0,009 bzw. p=0,008). Bei systemischer Therapie überlebten bisher 13 Patienten (17%) länger als 1 Jahr, nach Chemoembolisation oder SIRT keiner. Auch in der multivariaten Analyse (Cox-Regression) mit den Merkmalen Stadium, Zirrhose und Resektion zeigte sich die Tumorresektion als unabhängiger Prognosefaktor (p=0,012, Hazard ratio 2,654, 95%-Konfidenz-Intervall 1,238–5,690).

Schlussfolgerung: Patienten mit HCC im TNM-Stadium IV haben eine sehr schlechte Prognose. Nur bei wenigen von ihnen erlauben Tumorausbreitung, Komorbidität und Allgemeinzustand einen resezierenden Eingriff. Diese jedoch profitieren erheblich von einer Tumorresektion mit Lymphknotendissektion und ggf. Entfernung der Fernmetastasen.