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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Wo ist das Leck – Stuhlfistel am 10. postoperativen Tag postoperativ nach Versorgung von multiplen abdominellen Messerstichen

Meeting Abstract

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  • Matthias Müller - Klinikum Bremen-Ost gGmbH, Allgemeine-, Viszerale- und Unfallchirurgie, Bremen
  • Thomas Carus - Klinikum Bremen-Ost gGmbH, Allgemeine-, Viszerale- und Unfallchirurgie, Bremen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch215

doi: 10.3205/14dgch215, urn:nbn:de:0183-14dgch2159

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Müller et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Abdominelle Messerstichverletzungen sind in Deutschland vergleichsweise selten. Daraus resultiert für die meisten Chirurgen eine fehlende Routine sowohl in der primären Notfallversorgung als auch in der postoperativen Betreuung. In unserer Klinik treten aufgrund der integrierten Psychiatrie häufiger entsprechende Verletzungen nach Selbst- oder Fremdeinwirkung auf. Trotz der vorhandenen Erfahrung sind Überraschungen im postoperativen Verlauf immer möglich.

Material und Methoden: Männlicher Patient, 53 Jahre. Einlieferung mit multiplen (sieben) selbst zugefügten Messerstichverletzungen im Abdomen, Bereich Mittel-/ Unterbauch. Die initial fokussierte abdominelle Sonografie (FAST) ergab: „freie Flüssigkeit“, die CT-Abdomen: „Lokale intramuskuläre retroperitoneale Blutung bei Umfangsvermehrung des Ileopsoas links und peritoneale Blutfüllung des Mesosigma ventral davon. Blutiger Aszites. Gaseinschlüsse in der Bauchdecke.“ Bei kreislaufstabilem Patienten wurde eine Notfall-Laparoskopie durchgeführt, die diffus frisches Blut ergab und eine Laparotomie notwendig machte. Nach Exploration der Bauchhöhle wurde eine Blutung im Mesosigma umstochen. 8 Stichverletzungen im Dünndarmbereich wurden übernäht, einmal war eine Segmentresektion notwendig.

Ergebnisse: Nach zunächst unkompliziertem postoperativen Verlauf trat am 10. postoperativen Tag plötzlich eine Stuhlfistel im Bereich der ehemaligen linksseitigen Drainagestelle auf. Bei der explorativen Relaparotomie zeigten sich saubere intraabdominelle Verhältnisse ohne Fistelnachweis. Am Folgetag erfolgte eine CT-Abdomen, die eine enterocutane Fistel an der Vorderwand des Colon descendens nahe Übergang zum Sigma darstellte. Zwei Tage später nahm die stuhlige Sekretion erneut zu. Die diagnostische Laparoskopie zeigte wiederum absolut saubere intraabdominelle Verhältnisse, eine Kolonfistel war nicht sichtbar. Im Sinne des Damage Control wurde auf eine primäre Kolonresektion verzichtet und laparoskopisch-assistiert ein doppelläufiges Ileostoma angelegt. Nach wenigen Tagen sistierte die Fistel bei unkompliziertem weiteren Verlauf. Die Rückverlegung des Ileostomas ist in 3 Monaten geplant.

Schlussfolgerung: Auch bei mehrfacher Exploration können traumatische Verletzungen im Abdomen okkult bleiben. Die Indikation zum second look sollte in Abhängigkeit der Klinik großzügig gestellt werden. In der akuten Situation kann im Einzelfall auf größere Resektionen mit Anastomose verzichtet werden und ein Vorgehen im Sinne eines Damage Control erfolgen. Trotz durchgeführter Laparotomien kann auch die Laparoskopie im Verlauf sowohl diagnostisch als auch therapeutisch sinnvoll eingesetzt werden.