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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Gastro-renaler Fistelverschluss: Erfolgreiche Endo-Sponge-Vakuumtherapie durch ein intracavitäres Kombinationsverfahren aus transkutaner pull-through- und transoraler push Technik

Meeting Abstract

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  • Hans-Juergen Richter-Schrag - Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Allgemein und Viszeralchirurgie, Freiburg
  • Andreas Fischer - Universitätsklinik Freiburg, Klinik für Allgemein und Viszeralchirurgie, Freiburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch210

doi: 10.3205/14dgch210, urn:nbn:de:0183-14dgch2102

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Richter-Schrag et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das Lokalrezidiv eines neuroendokrinen Karzinoms des Pankreas (pT2,pN1 (3/12) L0,V0,pN0,R0) nach Pankreaslinksresektion mit Splenektomie indizierte bei einer 60 jährigen Patientin eine Pankreassegmentresektion des Korpus mit Adrenalektomie und Lymphadenektomie paraaortal links.

Eine im Rahmen der Adhäsiolyse aufgetretene Perforation des Magens wurde übernäht.

Eine Nachblutung im linken Nierenhilus, eine Nahtinsuffizienz der Magenübernähung und ein retrogastraler Abszess indizierten innerhalb von 4 Wochen 3 Revisionslaparotomien.

Vier Wochen nach Versorgung der Nahtinsuffizienz zeigte sich erneut eine Insuffizienz im Bereich der grossen Kurvatur. Ein endoskopischer Verschluss der Insuffizienz mittels OTSC® Clip (OVESCO Endoscopy AG, Germany) misslang. Mittlerweile hatte sich eine subkardial abgehende, abszedierende gastrorenale Fistel ins linke Nierenbeckenkelchsystem ausgebildet.

Material und Methoden: Die progrediente Abszesshöhle wurde mittels Endo-Sponge (Braun Melsungen, Germany) zuerst endoskopisch mit Hilfe einer bereits einliegenden Abszessdrainage über ein extern-intern pull-through Verfahren intracavitär und anschliessend transoral intracavitär gereinigt und verkleinert (insgesamt 7 Wechsel innerhalb von 23 Tagen). Additiv erfolgte die Einlage eines DJ-Katheter in den linken Urether.

In Korrelation zum CT-Befund ließ sich endoskopisch in der nun gesäuberten Höhle eine ca. 8 cm lange, 1 cm durchmessende Fistel bis ins linke Nierenbeckenkelchsystem identifizieren, die unter Sog kollabierte.

Im Abstand von 6 Tagen wurde je ein modifizierter Endo-Sponge in transoraler push-Technik in den proximalen Anteil der Fistel eingebracht und mit einem kontinuierlichen Sog versehen (75 mm Hg). Der Endo-Sponge wurde hierzu auf einen Kegeldurchmesser von ca. 10mm zugeschnitten und der Schlauchansatz in eine 16 CH Duodenalsonde (Medicoplast GmbH, Germany) eingeführt und mit Sicherungsligatur und Opsite-Folie (Smith&Nephew, Germany) fixiert und abgedichtet. Das distale und proximale Schwammende wurde mit einer ca. 1 cm langen Mersilene-Schlinge ausgestattet (Mersilene 1, Ethicon) und die distale Schlinge mit einer durch den Arbeitskanal des Gastroskopes geführten Ibiszange aufgenommen und unter Sicht in die Speiseröhre eingeführt. Die 16 CH Sonde wurde mit Hilfe einer 18 CH Sonde transnasal umgefädelt.

Ergebnisse: Unter dieser Massnahme in Kombination mit einer komplett parenteralen Ernährung und intravenösen Gabe eines Protonenpumpeninhibitors, verschloss sich die von der Insuffizienzhöhle ausgehenden gastrorenale Fistel nach 10 Tagen komplett. Die enterale Ernährung mittels jejunaler Ernährungssonde wurde wieder aufgenommen. Die subkardiale Insuffizienz verkleinerte sich 17 Tage später ohne weitere Massnahmen unter Sondenernährung und freien Trinkmengen auf eine ca. 3 cm durchmessende Resthöhle.

Zu diesem Zeitpunkt wurde die orale Ernährung freigegeben und die Patientin nach Hause entlassen.

Schlussfolgerung: Wir beschreiben erstmals den endoskopischen Verschluss einer gastralen Nahtinsuffizienz mit Ausbildung einer gastro-renalen Fistel durch eine Endo-Sponge Kombinationsanwendung mittels intracavitärer pull-through und transoraler push-Technik.

Gerade in schwierigen und komplikationsreichen postoperativen Verläufen mit eingeschränkten operativen Optionen steht mit diesem Verfahren im Individualfall eine hocheffiziente interventionell-endoskopische Rescue-Strategie zur Verfügung.