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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Dünndarmchirurgie im Früh- und Neugeborenenalter – eine retrospektive Analyse über fünf Jahre

Meeting Abstract

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  • Christiane Baier - Klinik für Kinderchirurgie Universitätsklinik Jena, Kinderchirurgie, Jena
  • Kristin Dawczynski - Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der UniversitätsklinikJena, Neonatologie, Jena
  • Felicitas Eckoldt - Klinik für Kinderchirurgie Universitätsklinik Jena, Kinderchirurgie, Jena

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch175

doi: 10.3205/14dgch175, urn:nbn:de:0183-14dgch1753

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Baier et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Duodenalatresien (DA) treten mit einer Frequenz von 1/2500 Geburten auf, Jejunalatresien (JA) bei 1/1000 Neugborenen (NG). DA werden mittels Duodeno-Duodenostomie versorgt, bei JA wird eine primäre Anastomose angestrebt. Bei Kindern mit Mekoniumileus liegt in 9-33% eine Mukoviszidose (MV) vor. Die Inzidenz der nekrotiserenden Enterokolitis (NEC) liegt bei 0,1-0,3% aller NG tritt mit 15% Wahrscheinlichkeit bei Frühgeborenen (FG) <1.500 g auf. Die Letalität beträgt für alle NEC 15-30%. Ziel ist hier, durch konservative und operative Methoden langfristig ein Kurzdarmsyndrom zu vermeiden. Dabei kann eine primäre Anastomose oder ein Stoma angelegt werden. Bekannt ist die Clip-and-drop-back-Technik und in schwierigen Fällen auch die alleinige Einlage einer peritonealen Drainage.

Material und Methoden: Es wurden alle NG mit operativen Eingriffen am Dünndarm in einem Zeitraum von 5 Jahren in die Analyse eingeschlossen. Insbesondere wurden die Diagnosen, das Alter und Gewicht der Patienten, die Indikation zur Anlage und die verwendete Technik sowie der Zeitpunkt der Rückverlegung betrachtet. Auch Begleiterkrankungen und die Anzahl der Simultanappendektomien wurden einbezogen.

Ergebnisse: Bei ca. 1.500 Geburten/Jahr und ca. 50-60 FG <1.500g/Jahr wurden in unserer kinderchirurgischen Klinik von 2007-2013 insgesamt n=31 Kinder (19m/12w) am Dünndarm operiert. N=16 Kinder (10/6) litten an einer NEC, n=7 (4/3) an einer DA, n=5 (2/3) Kinder an einer JA, n=3 (3/0) an einem Mekoniumileus. NG mit NEC waren im Durchschnitt jünger und leichter (MW: 27.SSW/1037g), als Kinder mit Atresien und Mekoniumileus (MW: 34.SSW/2141g), hatten mehr Begleiterkrankungen und eine Letalität von 18,8% (3/16). Die Gesamtletalität betrug 13,3% (4/31; n=3 NEC,n=1 Mekoniumileus). Die fatalen Fälle wurden im Durchschnitt in der 25. SSW geboren mit einem Durchschnittsgeburtsgewicht von 634g. 15/16 (94%) NEC-Kinder wurden mit einem doppelläufigen Stoma am 17. LT (5 bis 50) versorgt, 1/16 (6%) primär konservative NEC musste am LT 57 mit einer Bishop-Koop-Anastomose bei sekundärer JA versorgt werden wie auch weitere 5/6 (83%) JA am 2,4. LT (1 bis 4). 1/6 (16%) JA wurde primär anastomiert (LT 4). Bei den NEC-Kindern mussten im Durchschnitt 4cm, bei den JA 10cm Darm reseziert werden. Ein Kurzdarmsyndrom als Spätfolge trat nicht auf. Bei allen überlebenden Kindern konnte das Stoma nach durchschnittlich 2,14 Operationen (2-4) frühestens nach 5 Wochen, spätestens nach 10 Monaten problemlos zurückverlegt werden. Simultanappendektomiert wurde in 26% (8/31) zumeist nur bei zusätzlich bestehenden Malrotationen (3/4 Atresien) oder ausgeprägten Adhäsionen, die im Rahmen der Stomarückverlagerung (3/4 bei NEC) auffielen. Bei einem Kind war die Appendix in die NEC einbegriffen und musste entfernt werden. Bei 6/7 Kindern mit DA wurde standardmäßig eine diamond-shape Anastomose angelegt, bei einem Kind wurde die vorliegende Duodenalmembran exzidiert.

Schlussfolgerung: Die Anlage einer Bishop-Koop-Anastomose bei JA und einem doppelläufigem Stoma bei NEC mit Rückverlagerung der Stomata in 2. Sitzung in dann stabilem Allgemeinzustand der zumeist Frühgeborenen führt zu guten Ergebnissen. Bei kontinuierlich abnehmender NEC-Inzidenz über die letzten 5 Jahre (2008: 10%, 2012: 2%) blieb die Letalität dieser Risikopatienten in Jena im unteren Durchschnitt.