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Prädiktive Faktoren für die Nichtdurchführung der adjuvanten Chemotherapie bei kurativ resezierten Adenokarzinomen des oberen Gastrointestinaltrakts innerhalb perioperativer Therapiekonzepte
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Veröffentlicht: | 21. März 2014 |
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Einleitung: Die perioperative Chemotherapie (CTx) gilt auf Grund der Ergebnisse von zwei Phase-III-Studien als ein Standard in der Therapie lokal fortgeschrittener Adenokarzinome des ösophagogastralen Übergangs (AEG) und des Magens (MCa) in Deutschland gemäß S3-Leitlinein. Allerdings erhielten sowohl in der MAGIC- als auch in der FFCD-Studie nur ca. 50% der Patienten im CTx+Chirurgie-Arm auch eine postoperative CTx. Daher bleibt weiter unklar, ob der Prognosevorteil nur durch eine peri- oder auch durch eine alleinige präoperative Chemotherapie zu erreichen wäre.
Wir haben daher untersucht, ob der adjuvante Teil perioperativer Chemotherapiekonzepte beim komplett resezierten (M0, R0) Adenokarzinom des oberen Gastrointestinaltrakts einen prognostischen Vorteil bietet, und welche Faktoren mit der Nichtdurchführung assoziiert sind.
Material und Methoden: Von 2006–2012 wurden 174 Patienten mit Adenokarzinom des oberen Gastrointestinaltrakts (AEGI 48, AEGII 44, AEGIII 24, MCa 58) ohne Fernmetastasierung (M0) nach neoadjuvanter CTx in der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg R0 reseziert. Qualitative Merkmale wurden mittels χ2-, quantitative mittels Mann-Whitney-U- bzw. Kruskal-Wallis-Test verglichen. Überlebensanalysen erfolgten nach Kaplan-Meier (log-rank), uni- und multivariate Analyse durch Cox-Regression.
Ergebnisse: 88 Patienten (50,6%) erhielten eine postoperative CTx.
Folgende Faktoren waren mit der Nichtdurchführung einer postoperativen CTx assoziiert: höheres Alter (p<0,0019), gravierende Komorbidität (p=0,011), proximale Lokalisation (p=0,001), fortgeschrittene cT-Kategorie (p=0,006), Art der CTx (p=0,047), Zweihöhleneingriff (p=0,029), OP-Typ (p=0,002), Intensivaufenthaltsdauer (p<0,001), Krankenhausverweildauer (p<0,001), Komplikationen (p=0,002), chirurgische Komplikationen (p<0,001), Anastomoseninsuffizienz (p=0,008), kardiale (p=0,032) und pulmonale Komplikationen (p=0,009), Reintubation (p=0,002), Tracheotomie (p=0,013) und Re-OP (p=0,004). Hingegen zeigten Geschlecht, Grading, Laurén-Klassifikation, cN-Kategorie, Komplettierung der präoperativen CTx, präoperative Toxizität, präoperative Dosisreduktion, OP-Erweiterungen, klinische und histopathologische Response, ypT- und ypN-Kategorie, Lymphknotenquotient und Ausmaß der Lymphadenektomie keine signifikante Assoziation.
Die perioperative Chemotherapie mit adjuvantem Teil verbesserte weder Gesamtüberleben (OS median 49 vs. 48 Monate, p=0,099) noch rezidivfreies Überleben (RFS median 64 vs. 39 Monate, p=0,603).
Multivariat signifikante Prognosefaktoren für das OS sind: Dosisreduktion, OP-Typ, Intensivaufenthaltsdauer, chirurgische Komplikationen, Reintubation und der Lymphknotenquotient.
Schlussfolgerung: Eine postoperative CTx innerhalb perioperativer Therapiekonzepte erfolgt nur bei der Hälfte der Patienten. Alter, Komorbidität, Tumorlokalisation, OP-Typ und insbesondere postoperative Morbidität und Mortalität beeinflussen die Durchführung der adjuvanten CTx, während Response und pathologisches Staging keine Rolle spielen. Der adjuvante Teil der perioperativen CTx scheint in diesem Kollektiv keinen prognostischen Vorteil zu bieten.