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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Einfluss von Krankenhauszertifizierungen auf das Einweisungsverhalten

Meeting Abstract

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  • Dietmar Jacob - Ev. Krankenhaus Bielefeld, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Bielefeld
  • Michael Heise - Ev. Krankenhaus Bielefeld, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Bielefeld

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch162

doi: 10.3205/14dgch162, urn:nbn:de:0183-14dgch1621

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Jacob et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Im Rahmen einer Prozessoptimierung und Qualitätssicherung werden immer mehr Krankenhäuser und Fachabteilungen in Deutschland durch Gesellschaften zertifiziert. Neben der dadurch angestrebten optimierten Patientenversorgung ist insbesondere die Kenntnis dieser Zertifizierungen bei niedergelassenen Kollegen als potentielle Einweiser von Bedeutung. Dabei ist es von Interesse, ob die Einweiser diese Zertifizierungen kennen, akzeptieren und ggf. bevorzugt in zertifizierte Kliniken einweisen. Um den Bekanntheitsgrad von Zertifizierungen und deren Einfluss auf das Einweisungsverhalten bei niedergelassenen Ärzten zu untersuchen, wurde ein Fragebogen entworfen, der insgesamt 36 Fragen auf zwei Seiten enthielt.

Material und Methoden: Ein von Qualitätskliniken validierter Fragebogen wurde modifiziert und an 376 niedergelassene Ärzte mit einem Anschreiben per Post in den Städten Berlin und Bielefeld verschickt. Es handelte sich dabei ausschließlich um geschlossene Fragen mit der Möglichkeit eines Kommentares am Ende des Fragebogens. Die ausgefüllten Fragebögen wurden danach per Fax an die Forschungsgruppe anonym geschickt und in einer Datenbank eingegeben (Excel® für Mac 2011, Version 14.3.4, Microsoft Richmond®, USA). Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Programm SPSS (IBM® SPSS® Statistics, Version 21.0 für Mac, USA).

Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug 30,5%. Von den 115 Ärzten waren 72% Männer, bei einem mehrheitlichen Alter zwischen 41 und 60 Jahren (70%). Darunter waren 65% Allgemeinmediziner/ Internisten sowie 28% Chirurgen. Eine eigene Praxiszertifizierung bestand bei 30% und bei 22% geplant. Eine Krankenhauszertifizierung gaben 36% und eine Fachabteilungszertifizierung 45% als sinnvoll an, wobei diese mehrheitlich freiwillig sein sollte (78%). Das Interesse für Zertifizierungen ist eher gering ausgeprägt. Verschiedene Zertifizierungen und deren Inhalte kennen 30%, nur 11% verfolgen dieses aktiv in ihrer Umgebung. Eine bewusste Einweisung in zertifizierte Häuser gaben 9% an. Allerdings sehen 50% der Befragten eine zukünftige steigende Bedeutung der Zertifizierungsverfahren. An Informationsquellen wurden bevorzugt der (Entlassungs-)Arztbrief (54%) und die Krankenhaus Homepage (37%) genannt. Eine vermehrte Information über Zertifizierungen wünschten nur 37%, bevorzugt als direkter Informationsbrief (97% von 43). Auf die Frage nach dem Primärziel einer Zertifizierung gaben 86% den Werbefaktor an. Eine Prozessoptimierung nannten 52%, eine Qualitätsverbesserung 39% und eine erhöhte Transparenz 26% der befragten Ärzte.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass es gegenwärtig noch einen Widerspruch bei den niedergelassenen Ärzten gibt. Zertifizierungen im Krankenhaus werden noch nicht als wichtig empfunden bzw. stellen noch keinen Wettbewerbsvorteil in der wichtigen Anspruchsgruppe der Einweiser dar. Andererseits möchten die Meisten den Trend nicht verpassen und zertifizieren ihre eigene Praxis bzw. planen dieses. Die noch nicht vorhandene Zustimmung bzgl. Zertifizierungen liegt sicher auch an der mangelhaften Informationslage. Daher verwundert es nicht, dass fast alle den Werbefaktor als Primärziel einer Zertifizierung ansehen und nicht die eigentlichen Ziele der Qualitätsverbesserung und Prozessoptimierung. Krankenhäuser sollten daher eine bessere Informationspolitik betreiben und z.B. niedergelassene Ärzte in ihrem Einzugsbereich durch direkte Anschrieben über aktuelle Zertifizierungen informieren.