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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Deziduose als seltene Ursache für ein akutes Abdomen in der Schwangerschaft

Meeting Abstract

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  • Alexander Schorcht - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Lübeck
  • Maike Manz - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Lübeck
  • Peter Kujath - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Lübeck
  • Tobias Keck - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Lübeck

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch146

doi: 10.3205/14dgch146, urn:nbn:de:0183-14dgch1464

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Schorcht et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Als Deziduose werden ektope Deziduazellen bezeichnet, die auf Uterusserosa, Adnexen, Cervix, Peritoneum, Netz, aber auch Appendix, Zwerchfell, Leber, Milz, Darm, Nieren, Lymphknoten und Lungengewebe weißlich-knotige, manchmal auch glasig erscheinende, hoch vulnerable Ablagerungen bedingen. Seit der Erstbeschreibung durch A. Walker 1887 ist die Ursache der Befunde unklar: Schwangerschafts-bedingte Umwandlung vorbestehender Endometrioseherde werden ebenso diskutiert wie diffuse metaplastische Dezidualisierung hormonsensibler peritonealer Stromazellen. In jedem Fall scheinen die histologischen Veränderungen Gestagen-getriggert zu sein. Der pathologische Befund ist meist klinisch inapparent und verschwindet ohne therapeutische Intervention innerhalb der ersten 4-6 Wochen pp. im Zuge der dezidualen Involution. Die Deziduose-Plaques sind jedoch hoch vulnerabel und können diffuse, teils massive Blutungen hervorrufen. Maternale Todesfälle sind beschrieben. Kompliziert wird die Blutungssituation ggf. durch Einbruch dezidualer Zellen in Gefäßwände, die brüchig werden und daher weder suffizient abgesetzt oder geclippt werden können. Makroskopisch ähneln die Auflagerungen denen einer (Peritoneal-) Karzinose. Die histologische Sicherung sollte erfolgen, bevor die Eltern mit dem Befund konfrontiert werden!

Material und Methoden: Wir berichten über eine 30j Erstgebärende, die in der 22. SSW bei akuter intraabdomineller Blutung eine notfallmäßige Längslaparotomie erhalten hatte. Da die Blutungsquelle (tumoröse Ablagerung auf der Rektumvorderseite, komplette Destruktion der Lig. latae) bds. bei diffuser Vulnerabilität nicht gestillt werden konnte, erfolgte zunächst ein Packing mit sterilen Bauchtüchern, die zwei Tage später entfernt werden konnten.

Ergebnisse: Der histopathologische Befund wies eine ausgedehnte Deziduose nach. Erfreulicherweise kam es zu keiner weiteren Blutung und die Schwangerschaft konnte fortgesetzt werden. Die Entbindung per Sectio caes. aus kindlicher Indikation gestaltete sich komplikationslos.

Schlussfolgerung: Freie intraabominelle Flüssigkeit stellt nach wie vor eine Operationsindikation dar. Die Indikation zur operativen Therapie stellt nach wie vor meist der Chrirurg. Der interdisziplinäre Handlungs- und Operationsansatz ist in diesen Fällen äusserst wichtig.