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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Osteoporosefraktur? – Die ersten 200 Patienten eines Qualitätssicherungsprojektes

Meeting Abstract

  • Alexandra Müller - Kantonsspital Aarau, Chirurgie, Aarau
  • Christoph Hemmeler - Kantonsspital Aarau, Chirurgie, Aarau
  • Martina Göhler - Kantonsspital Aarau, Chirurgie, Aarau
  • Lukas Daniel Frey - Kantonsspital Aarau, Chirurgie, Aarau
  • Thomas Gross - Kantonsspital Aarau, Chirurgie, Aarau

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch140

doi: 10.3205/14dgch140, urn:nbn:de:0183-14dgch1403

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Müller et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Obwohl gemäss Literatur jede dritte Frau u. jeder fünfte Mann >50 Jahren eine Osteoporosefraktur erleidet, werden in Frage kommende Patienten noch viel zu selten entsprechend abgeklärt. Mit dem Ziel einer verbesserten Diagnostik und Therapie interessierten wir uns, wie hoch die Osteoporoserate im entsprechenden Patientensegment eines Schweizer Zentrumsspitals ist.

Material und Methoden: Im Rahmen eines unfallchirurgischen Qualitätsprojektes erhielten ab März 2012 wegen einer Fraktur stationär behandelte Patienten >50 Jahre eine standardisierte Abklärung mittels Osteodensitometrie (WHO: T-Score<-2,5 = Osteoporose; -1 bis -2,5 = Osteopenie; >-1= normal), FRAX-Risikobestimmung, Anamnesefragebogen, Laborblock und Gesamt-Befundung mit Therapieempfehlung. Mean±SD; T-Test; chi-square; Spearman-Korrelation; p<0.05.

Ergebnisse: Bei den ersten 203 Patienten, welche o.g. Komplettabklärung erfuhren handelte es sich mehrheitlich um Frauen (w/m: 139/64) im Alter von 68±12 Jahren. Gemäss alleiniger Osteodensitometrie (DEXA) wiesen 42% (n=86) eine Osteoporose, 44% eine Osteopenie (n=89) und 14% einen Normalbefund (n=28) auf. Unter Einschluss der FRAX-Risikobestimmung qualifizierten n=23 der osteopenen Verletzten ebenfalls für eine Osteoporosetherapie, sodass gesamthaft 54% aller Patienten eine spezifische Osteoporosemedikation empfohlen wurde. Die Osteoporosetherapierate stieg, unabhängig vom Geschlecht, mit zunehmendem Alter (p<0.001), wobei Frauen häufiger einer Osteoporosetherapie bedurften (p=0.002). Die bei nachgewiesener Osteoporose (n=86) am häufigsten betroffene Frakturregion war die untere Extremität (46%), wobei in 28/44 Fällen eine Femurfaktur vorlag. Es folgte die untere Extremität in 42%, wobei 17/31 Patienten eine Radiusfraktur aufwiesen. In insgesamt 18% der Fälle war eine Osteoporose vorbekannt. Im Rahmen der Standard-Labordiagnostik aller untersuchten Verletzten fand sich in 56% ein Vitamin D-Mangel, in 25% ein erhöhtes Parathormon und in 20% eine Anämie. Von 33 definiert abgenommenen Laborparametern waren insgesamt im Mittel 6,4+3,7 (19%) pathologisch, vor allem die Elektrophorese, die Blutsenkung, das Blutbild oder das Vitamin D. Es fanden sich allerdings nur für wenige Parameter signifikante Korrelationen mit einer Osteoporose, z.B. im Falles eines nachgewiesenen Hyperparathyreoidismus (rho = 0.14, p=0.042). Die Anzahl anamnestischer Risikofaktoren korrelierte mit der Diagnosestellung eine Osteoporose (rho 0.14, p=0.047), wobei sich bei Männern (47%) wie Frauen (96%) am häufigsten eine hormonelle Ursache als Risikofaktor fand, gefolgt von Körpergrössenabnahme >3cm (18%) sowie Nikotin (11%) und Alkohol (10%). Zusätzlich zu VitD/Ca erhielten Osteoporose-Patienten am häufigsten die Therapie-Empfehlung Biphosphonate oder Prolia (90%).

Schlussfolgerung: Diese Erhebung an einem Schweizer Traumazentrum zeigt eine eindrückliche Osteoporose-Inzidenz: Die umfassende Abklärung ergab bei jedem zweiten >50-jährigen Frakturpatienten die Notwendigkeit einer Osteoporosetherapie und kaum jeder siebte Untersuchte wies einen Knochen-Normalbefund auf. Die Notwendigkeit einer Osteoporosetherapie ergab sich in nahezu jedem zehnten Fall anhand ergänzender Anamnese- oder Laborhinweise. Diese Resultate belegen die Bedeutung einer adäquaten Abklärung zur konsekutiven Therapie entsprechend gefährdeter Verletzter.