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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Evaluation der High 5s SOP zur Vermeidung von Eingriffsverwechslungen – Zwischenergebnisse nach der Analyse von über 130.000 OP-Fällen

Meeting Abstract

  • Daniel Berning - Universität Bonn, Institut für Patientensicherheit, Bonn
  • Liat Fishman - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin
  • Daniela Renner - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin
  • Christian Thomeczek - Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, Berlin
  • Constanze Lessing - Universität Bonn, Institut für Patientensicherheit, Bonn

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch137

doi: 10.3205/14dgch137, urn:nbn:de:0183-14dgch1377

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Berning et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Eine Zielsetzung der internationalen WHO Initiative “Action on Patient Safety: High 5s” ist die Vermeidung von Eingriffsverwechslungen durch Implementierung einer standardisierten Handlungsempfehlung (standardized operating procedure “Correct Site Surgery“ (SOP CSS)). Zentrale Schritte der SOP sind wiederholte Prüfungen der Patientenidentität, eine Markierung des Eingriffsorts und ein „Team-Time-Out“. Seit 2010 haben 16 deutsche Krankenhäuser diese SOP implementiert. Ein wichtiges Hilfsmittel zur Unterstützung der SOP ist die High 5s OP-Checkliste. Zu Evaluationszwecken werden die Checklisten elektronisch eingelesen und Indikatorendaten berechnet, die den Grad der Einhaltung der SOP-Schritte abbilden und zusätzlich Aussagen über die Dokumentationsqualität ermöglichen.

Material und Methoden: Für jeden operativen Fall wurden papierbasierte High 5s OP-Checklisten durch das Personal der teilnehmenden Krankenhäuser (n=16) ausgefüllt, deren Durchschläge zu Evaluationszwecken an das IfPS versendet wurden. Im Rahmen der elektronischen Auswertung der Checklisten wurden die Häufigkeiten der Merkmalsausprägungen einzelner Checklistenfelder berechnet und die Listen auf Vollständigkeit überprüft. Es wurden monatliche Prozess- und ErgebnisiIndikatoren ermittelt und daraus aggregierte Daten für jedes Krankenhaus generiert. Zu jedem Indikator wurde eine Rangliste der Krankenhäuser erstellt. Die Häuser mit den jeweils besten und schlechtesten Resultaten wurden für jeden Indikator identifiziert.

Ergebnisse: 132.328 Checklisten wurden auf Vollständigkeit der Dokumentation untersucht. 13,2% aller Checklisten waren zu 100% ausgefüllt, 50% der Checklisten waren zu 88,0 % oder mehr ausgefüllt. Aus 62.234 Checklisten des Jahres 2012 und 20.127 Checklisten des ersten Halbjahres 2013 wurden die High 5s Indikatoren berechnet. Es konnten eindeutig Häuser identifiziert werden, die durchgehend hohe Ergebnisse bei den Indikatoren CS-0, CS-1, CS-2 und CS-3 erzielten. Einige dieser Krankenhäuser waren auch im oberen Viertel der Häuser für die Indikatoren CS-4 und CS-5. Für den Indikator CS-6 waren die Ränge dieser Häuser sehr unterschiedlich. Zwei Krankenhäuser erzielten durchgehend Platzierungen im unteren Viertel für die Indikatoren CS-0 bis CS-3. Beide hatten dagegen eine sehr niedrige Rate an abgesetzten Eingriffen aufgrund von Diskrepanzen (CS-6, 0,00% bzw. 0,01%). Tabelle 1 [Tab. 1]

Schlussfolgerung: Innerhalb der deutschen High 5s Krankenhäuser haben sich OP-Checklisten als ein Standardwerkzeug etabliert. Drei Jahre nach dem Beginn der Implementierung der SOP CSS haben alle Häuser gleichbleibende Leistungsniveaus erreicht. Aus unserer Analyse der Checklisten lässt sich eindeutig ableiten, dass die Projektkrankenhäuser in Gruppen mit Spitzenleistungen und solchen mit unterdurchschnittlichen Leistungen bezogen auf die ersten 4 High 5s Indikatoren (Vollständigkeit der SOP) einteilbar sind, wobei die Mehrzahl der Häuser im Mittelfeld rangiert. Bei den Indikatoren, die sich auf SOP-Diskrepanzen beziehen, sind keine eindeutigen Spitzenreiter identifizierbar. Die Ergebnisse sind beeinträchtigt durch den unterschiedlichen Grad der Vollständigkeit der Dokumentation. Es bedarf weiterer Nachforschungen in wie weit ein Zusammenhang zwischen dem Einhalten der SOP, der Vollständigkeit der Dokumentation und den Ergebnissen der High 5s Indikatoren besteht.