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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Organspendermangel durch Transplantationsskandale? Analyse der realisierten Organspenden und des Potentials in Nordrhein-Westfalen 2010–2012

Meeting Abstract

  • Carmen Kirchner - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- u. Transplantationschirurgie, Essen
  • Sivatharsiny Thavarajah - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- u. Transplantationschirurgie, Essen
  • Sonia Radünz - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- u. Transplantationschirurgie, Essen
  • Ulrike Wirges - Deutsche Stiftung Organtransplantation, Region Nordrhein-Westfalen, Essen
  • Andreas Paul - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- u. Transplantationschirurgie, Essen
  • Gernot Kaiser - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- u. Transplantationschirurgie, Essen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch136

doi: 10.3205/14dgch136, urn:nbn:de:0183-14dgch1368

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Kirchner et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Aktuelle Berichte über Irregularitäten im Transplantationswesen mit Manipulation von Patientendaten werden als einer der Hauptgründe für die derzeitig abnehmenden Organspenderzahlen gesehen. In unserer Analyse haben wir die aktuellen Trends der Organspende in Deutschlands größter Spenderregion Nordrhein-Westfalen mit 17 Millionen Einwohnern und demnach mehr als einem Fünftel der Gesamtbevölkerung Deutschlands näher untersucht.

Material und Methoden: Daten von 147 Krankenhäusern in NRW im Zeitraum 01/2010–12/2012 wurden in die Analyse miteinbezogen. Das Potential zur Organspende wurde anhand der Bettenkapazität ermittelt [1] mit der Unterscheidung von Universitätskliniken (A) sowie Krankenhäusern mit (B) bzw. ohne neurochirurgische Abteilung (C). Die Entwicklung der Organspenderzahlen innerhalb von zwei Jahren wurde begutachtet und mit nationalen Trends verglichen.

Ergebnisse: Die Anzahl der Organspender zeigte einen Abfall von -13% im nationalen Trend von 2010 bis 2012. Bezogen auf NRW stellte sich eine Reduktion von -10% dar von 256 Organspendern in 2010 hin zu 231 realisierten Organspenden in 2012. In der Betrachtung der unterschiedlichen Krankenhäuser war dieser Abfall am auffälligsten in den 18 Krankenhäusern der Kategorie B sowie 122 C-Kliniken mit einem Verlust von fast einem Drittel aller Organspender. In Universitätskliniken hingegen zeigte sich ein Anstieg der Organspender um 10%. Das kalkulierte Potential zur Organspende variierte von 0,4 Organspendern/Jahr für das „kleinste“ Krankenhaus mit 70 Betten sowie 23.4 potentiellen Organspendern im „größten“ Haus mit 1559 Betten. Im Vergleich des errechneten Potentials abhängig von der Bettenkapazität einer Klinik mit tatsächlich realisierten Organspenden zeigten sich große Differenzen mit Nutzung des jeweilig zur Verfügung stehenden Potentials an Organspendern von 0–231%.

Schlussfolgerung: Organspendermangel bleibt weiterhin eines der Hauptthemen der Transplantationsmedizin. Die Öffentlichkeit reagiert kritisch auf negative Berichte im Transplantationswesen. Weitere Verbesserungen der Informationspolitik und Transparenz in Organspende und Transplantation werden benötigt.


Literatur

1.
Sheehy E, Conrad SL, Brigham LE, Luskin R, Weber P, Eakin M, Schkade L, Hunsicker L. Estimating the number of potential organ donors in the United States. N Engl J Med. 2003 Aug 14;349(7):667-74.