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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Technik der Dekompression des Nervus suprascapularis

Meeting Abstract

  • Anja Miriam Boos - Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Erlangen
  • Stefan Schnürer - Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Erlangen
  • Justus P. Beier - Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Erlangen
  • Andreas Arkudas - Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Erlangen
  • Raymund E. Horch - Universitätsklinikum Erlangen, Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Erlangen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch058

doi: 10.3205/14dgch058, urn:nbn:de:0183-14dgch0582

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Boos et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das Incisura scapulae Syndrom ist eine seltene Entität, die aber durch geänderte Freizeitbeschäftigungen mit teilweise erheblichen repetitiven Belastungen einzelner Muskelgruppen zunimmt. Chronische Druckschädigungen in der Incisura scapulae verursachen zunächst unspezifische Symptom im Sinne von tiefsitzenden chronischen Schulter- und Rückenschmerzen. Häufig wird die Verdachtsdiagnose erst beim Vorliegen von Muskelatrophien und klinisch relevanten Muskelschwächen gestellt. Als überwiegend motorischer Nerv aus den Spinalnervenästen C5 und C6 (Truncus superior) innerviert der Nervus suprascapularis die Mm. Supra- und infraspinatus, in seltenen Fällen auch sensibel ein periacromiales Hautareal. Der Nerv ist für Verletzungen und Druckschäden durch seine spezifische Anatomie empfindlich. Neben der direkten Schädigung durch Scapulafrakturen ist die chronische – die Druckschädigung in der Incisura scapulae – ursächlich für das Syndrom. Bei bestimmten Sportarten mit starker repetitiver Armbelastung wird der Nerv rezidivierend gegen das Ligamentum transversum scapulae gedrückt und kann dadurch lädiert werden. Unspezifisches Hauptsymptom sind tiefsitzende chronische Schulterschmerzen. Die klinische Verdachtsdiagnose wird nach klinischer Untersuchung häufig erst bei zusätzlichen Muskelatrophien und Muskelschwäche gestellt und durch elektromyo- und neurographische Untersuchung sowie bildgebende Verfahren erhärtet. Bei ausbleibender Besserung unter konservativer Therapie oder bei sichtbaren oder bestehenden Atrophien oder Paresen der betroffenen Muskulatur sollte die operative Dekompression durchgeführt werden. Die operative Technik der Dekompression bei diesem Krankheitsbild wird anhand eines Videobeitrages demonstriert.

Material und Methoden: Bei einem 24-jährigen männlichen Leistungssportler (Rudern, Leichtathletik), und Musiker (Akkordeonist), mit Schmerzen zunächst im Bereich der linken Schulter wurde erfolgreich 2 Jahre zuvor bereits eine Dekompression des Nervus suprascapularis links durchgeführt. Nach erneuter exzessiver Belastung (Rudern) klagte der Patient wiederum über zunehmende Schmerzen der rechten Schulter bei sowie einen Kraftverlust der Schulter. Die klinisch eindeutige Muskelatrophie des Infra- und Supraspinatus führte zur MRT Darstellung einer schmächtig ausgeprägten Incisura scapulae und zum Ausschluss einer Raumforderung. Während sich in der EMG zwar noch kein höhergradiger Leitungsblock fand, zeigten sich jedoch leichte, chronisch neurogene Umbauveränderungen. Daraufhin wurde die interdisziplinäre Indikation zur operativen Dekompression des Nervus suprascapularis gestellt.

Ergebnisse: Die operative Dekompression führte bei dem Patienten zu einer subjektiv deutlichen Schmerzreduktion und zu einer Besserung der Außenrotation und Schulterabduktion. Die Muskelatrophie war jedoch weiterhin nachweisbar.

Schlussfolgerung: Das Krankheitsbild des Incisura scapulae Syndroms sollte bei chronischen Schulterschmerzen in die Differentialdiagnose einbezogen werden. Die Indikation zur Dekompression des Nervus suprascapularis sollte nach Ausschluss von Raumforderungen bei ausbleibendem konservativen Therapierfolg nach klinischer und neurophysiologischer Evaluation gestellt werden. Auch wenn eine eingetretene Muskelatrophie der Supraspinatus- und Infraspinatusmuskulatur nicht umgehend erwartet werden kann, ist eine Schmerzreduktion allerdings durch die Dekompression zu erwarten.