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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Eine alte Wundauflage neu entdeckt – Spinnenseide zur Förderung von Wundheilung

Meeting Abstract

  • Jörn W. Kuhbier - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover
  • Christina Liebsch - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover
  • Anja Hillmer - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover
  • Karl-Heinz Waldmann - Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Klinik für kleine Klauentiere, Hannover
  • Kerstin Reimers - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover
  • Christine Radtke - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover
  • Peter M. Vogt - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch055

doi: 10.3205/14dgch055, urn:nbn:de:0183-14dgch0553

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Kuhbier et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die von den goldenen Radnetzspinnen produzierte Spinnenseide ist ein fibrilläres Protein mit ausgezeichneten mechanischen und biomedizinischen Eigenschaften. Ihre Anwendung in der Therapie von problematischen Wunden war bereits in der Antike bekannt, geriet aber zunehmend in Vergessenheit. In dieser Studie wurde untersucht, ob und inwiefern Spinnenseide die Vaskularisierung und Heilung von Hautwunden unterstützt.

Material und Methoden: Durch eine Verletzung kam es bei einer indischen Laufente (Anas platyrhynchos) zur Ausbildung einer akuten Pododermatitis, die in einem Pilotversuch von der Halterin mit einem Haltefaden der Spinnengattung Nephila edulis behandelt wurde. Der Faden wurde in zufälliger Knäuelung in die Wunde eingebracht und dort belassen. Der Heilungsverlauf wurde über zwei Monate fotografisch dokumentiert.

Zudem wurden bei 6 Schwarzkopfschafen (Ovis aries) 1, 9 und 16 cm² große Vollhautwunden erzeugt und mit Knäueln aus Spinnenseide versorgt. Nach Ablauf von 8 Wochen wurden Proben entnommen und auf Neovaskularisation untersucht.

Zur Darstellung der Gefäßaussprossung entlang von Spinnenseidenfäden in vitro wurde Spinnenseide zudem im Choroallantoismodell (CAM) im Hühnereis eingebracht

Ergebnisse: Vor Einbringen der Spinnenseide zeigte sich bei der Ente ein Fußgeschwürs mit deutlichen Entzündungszeichen und nekrotischem Gewebeverlust. Die Spinnenseide ließ sich leicht in diese Wunde einbringen und verblieb dort bis zur Abheilung. Bereits nach drei Tagen zeigte sich ein Rückgang der Entzündungszeichen, sowie eine beginnende Gewebeneubildung.

Nach acht Tagen war die Wunde komplett zugeheilt.

In den experimentellen Studien im Schaf zeigten die Rückenhautwunden, die mit Spinnenseide behandelt wurden, zwar makroskopisch keine signifikant schnellere Heilung als die unbehandelten Kontrollen, in der histologischen Untersuchung zeigten sie sich jedoch stärker epithelialisiert und vaskularisiert.

Dieses Ergebnis konnte sich im CAM bestätigen, hier zeigte sich ein an den Seidenfäden orientiertes, gerichtetes Gefäßwachstum.

Schlussfolgerung: Die Seidenfäden dienen Zellen als Adhäsions- und Leitstrukturen und können damit gerichtetes Wachstum fördern. So wurde durch den Einsatz von Spinnenseide die Neovaskularisation und damit die Wundheilung stimuliert, so dass ein Fall von Pododermatitis am Entenfuß innerhalb weniger Tage zur Abheilung gebracht werden konnte. Dieser Effekt beruht möglicherweise auch auf einer Stimulation der Angiogenese, welche eine bessere Versorgung des Granulationsgewebes ermöglicht. Während die Angiogenese in den unbehandelten Rückenhautwunden im Schaf, die an sich keine Problemwunden, darstellen, für eine suffiziente Wundheilung ausreichte, zeigte sich der Vorteil diese Angiogenese-Stimulation in der Problemwunde der Ente. Eine Anwendung von Spinnenseide für schlecht heilende Wunden ist daher denkbar.