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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Die entscheidende interdisziplinäre Rolle der Brustzentren für die Behandlung der Brustkrebspatientinnen

Meeting Abstract

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  • Evangelos Sarantopoulos - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Kiel

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch047

doi: 10.3205/14dgch047, urn:nbn:de:0183-14dgch0477

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Sarantopoulos.
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Gliederung

Text

Einleitung: Obwohl die Brustrekonstruktion psychosoziale Vorteile für die Patientinnen hat, die Mehrheit davon entscheiden sich nicht für eine solche Operation. Liegen allerdings solche Entscheidungen nur an den Patientinnen oder spielen die Meinungen und Erfahrungen des behandelten Arztes eine entscheidende Rolle? Und könnte die bewusste Entscheidung einer gründlich informierten Frau wichtiger als die Empfehlung des behandelnden Arztes für ihre Lebensqualität sein? Die Literatur zeigt, dass die Unzufriedenheit deutlich höher zwischen Patientinnen ist, die sich an den Entscheidungen nicht beteiligt sind.

Ergebnisse: Die moderne Medizinethik betrachtet die Brustkrebspatientin nicht nur als eine hilfsbedürftige Person sondern als einen mündigen gebildeten Gesprächspartner, der sich beraten und gemäß den eigenen Bedürfnissen helfen ließ. Die intersubjektive praktische Beratung als Interaktionsmodell zwischen Brustzentrum und Brustkrebspatientin könnte somit zu einer Verbesserung der Zufriedenheit der Brustkrebspatientin nach einer Therapiewahl führen. Auf Grund dessen ist der interdisziplinäre Charakter eines Brustzentrums bzw. die interdisziplinäre Kooperation nicht nur aus klinischer, sondern auch aus moderner medizinethischer Sicht von signifikanter Bedeutung.

Schlussfolgerung: Im Gegensatz zu den anderen Modellen der Interaktion zwischen Arzt und Patient sieht das Ideal mündiger Interaktion zweier Individuen eine Symmetrie beider Handlungspartner hinsichtlich der Entscheidungskompetenz und der moralischen Verantwortung vor.

Im Unterschied zum paternalistischen Modell, das an der Grundsituation einer hinsichtlich der Risikoakzeptanz durch medizinisches Wissen und Können gestützten Therapie orientiert ist, setzt das Modell intersubjektiver Beratung in praktischer Absicht zwei gleichermaßen unverzichtbare Kompetenzen voraus, nämlich die Kompetenz des Arztes und die Entscheidungskompetenz der Brustkrebspatientin über die eigene Risikoakzeptanz. Auch hinsichtlich der Verantwortung der Therapie gibt es damit zwei Träger der Verantwortung. Diese Kompetenz- und Verantwortungssymmetrie bedeutet nicht, dass jeder der Partner sozusagen im Bereich des anderen mitentscheiden dürfte, denn die jeweilige Kompetenz und Verantwortung des Arztes bzw. der Patientin erstreckt sich auf unterschiedliche Bereiche.

Die Brustkrebspatientin ist allerdings nicht nur ein Gesprächspartner oder ein nicht funktionierender Körper, sondern ein hilfsbedürftiger Mensch. Sie erwartet eine sachkundige Beratung in Bezug auf ihrer Krankheit, damit sie die passende operative Therapie für sich selbst zusammen mit dem behandelnden Arzt wählen kann. Diese passende operative Therapie kann die brusterhaltende Operation, die Mastektomie allein oder die primäre bzw. sekundäre Brustrekonstruktion sein. Wichtig ist, dass alle unterschiedlichen Möglichkeiten der mündigen Brustkrebspatientin angeboten werden. Gynäkologie und Plastische Chirurgie als operative Disziplinen in Kombination mit der Onkologie, der Strahlentherapie, der Psychoonkologie und der Physiotherapie diskutieren zusammen um eine individual angepasste Behandlung des Mammakarzinoms für jede einzelne Brustkrebspatientin zu entwickeln. Somit könnte die Zufriedenheit der Brustkrebspatientin verbessert werden.