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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Wertigkeit der Immunphänotypisierung intestinal und pankreatobiliär differenzierter Adenokarzinome der Papilla Vateri mittels Tissue Microarray

Meeting Abstract

  • Tobias Simon Schiergens - Klinikum der Universität München, LMU, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Klinikum Großhadern, München
  • Simone Reu - Klinikum der Universität München, LMU, Pathologisches Institut der LMU, Campus Großhadern, München
  • Jens Neumann - Klinikum der Universität München, LMU, Pathologisches Institut der LMU, Campus Großhadern, München
  • Bernhard Renz - Klinikum der Universität München, LMU, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Klinikum Großhadern, München
  • Hanno Niess - Klinikum der Universität München, LMU, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Klinikum Großhadern, München
  • Christiane J. Bruns - Klinikum der Universität München, LMU, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Klinikum Großhadern, München
  • Axel Kleespies - Klinikum der Universität München, LMU, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, Klinikum Großhadern, München

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch017

doi: 10.3205/14dgch017, urn:nbn:de:0183-14dgch0172

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Schiergens et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Adenokarzinome der Papilla vateri (PapCa) weisen typischerweise entweder eine intestinale (iPapCa) oder pankreatobiliäre Differenzierung (pPapCa) auf. Ziel der vorliegenden Studie war neben der Evaluation des Einflusses dieser histopathologischen Differenzierung auf das Gesamtüberleben die Untersuchung der prädiktiven Wertigkeit der Expression intestinaler Marker wie Zytokeratin 20 (CK20), Apomucin 2 (MUC2), caudal type homeobox 2 (CDX2), ß-Catenin und Villin sowie des pankreatobiliären Markers CK7.

Material und Methoden: Die Daten von Patienten, bei welchen zwischen 1991 und 2010 bei einem PapCa unter kurativer Zielsetzung eine Resektion vorgenommen wurde (n = 95), wurden retrospektiv analysiert. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 32 (0-256) Monate. Es erfolgte zunächst die histomorphologische Stratifizierung in iPapCa und pPapCa. Für den multiplex Tissue Microarray wurden anschließend repräsentative Paraffinstanzen entnommen und zu 5 µm dicken Schnitten verarbeitet. Es folgte die immunhistochemische Färbung mit Primärantikörpern gegen CK7, CK20, MUC2, CDX2, ß-Catenin und Villin. Die Proben wurden von zwei unabhängigen Fachärzten für Pathologie evaluiert.

Ergebnisse: 47 PapCa (49%) waren intestinal, 46 (48%) pankreatobiliär differenziert, zwei erwiesen sich als undifferenziert. Bezüglich demographischer und perioperativer Parameter unterschieden sich iPapCa und pPapCa nicht. Während die Verteilung in den pT-Stadien und hinsichtlich des R-Status vergleichbar war, zeigten sich signifikant mehr pPapCa-Tumore lymphogen metastasiert (pN ; p = 0.001). Die 30-Tages-Mortalität war zwischen iPapCa und pPapCa vergleichbar. Das mediane Überleben aller PapCa betrug 37 Monate, es unterschied sich zwischen iPapCa (98 Monate) und pPapCa (25 Monate) signifikant (p < 0.001). Die visuell-histomorphologische Stratifizierung in pPapCa zeigte univariat eine Hazard Ratio (HR) von 2,38 (p < 0,001; CI 95%-CI 1,42-3,99) und multivariat adjustiert für lymphogene Metastasierung (und weitere univariat signifikante Faktoren) eine HR von 2,30 (p = 0,005; 95%-CI 1,29-3,97). Keiner der Marker zeigte einen stärkeren Zusammenhang mit dem Gesamtüberleben, wobei die Expression von CK7 (p = 0,028; HR 1,86, 95%-CI 1,05-3,28) und MUC2 (p = 0,040; HR 0,51, 95 %-CI 0,27-0,98) signifikant assoziiert war. Weder CK20, CDX2, Villin noch ß-Catenin eigneten sich als singuläre Prädiktoren für das Gesamtüberleben. Für CK7-positive pPapCa (81% der pPapCa; p < 0,001; HR 3,37, 95%-CI 1,74-6,54) und MUC2-negative pPapCa (93% der pPapCa; p = 0.004; HR 2,73, 95%-CI 1,33-5,60) konnte ein additiver prädiktiver Effekt mit einer im Vergleich zur alleinigen histomorphologischen Stratifizierung höheren Assoziation mit dem Gesamtüberleben bestimmt werden.

Schlussfolgerung: IPapCa und pPapCa stellen sich im Gesamtüberleben unterscheidende Subtypen des Adenokarzinoms der Papilla Vateri dar. Die vorliegenden Daten zeigen, dass die alleinige histomorphologische Stratifizierung in iPapCa und pPapCa einen unabhängigen Prädiktor in Bezug auf das Gesamtüberleben darstellt. Die Kombination aus histomorphologischer Stratifizierung und Evaluation der Expression von CK7 und MUC2 erhöht dabei die Trennschärfe bezüglich des Gesamtüberlebens und kann eine potentielle Entscheidungshilfe hinsichtlich der Art und Aggressivität adjuvanter Therapiestrategien bei dieser heterogenen Tumorentität darstellen.