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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Bedeutung der postoperativen Schilddrüsen-Stoffwechsellage für das Auftreten einer Wundheilungsstörung oder Anastomoseninsuffizienz nach viszeralchirurgischen Eingriffen

Meeting Abstract

  • Kia Homayounfar - Universitätsmedizin Göttingen Georg-August-Universität, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Göttingen
  • Kamran Zierke - Universitätsmedizin Göttingen Georg-August-Universität, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Göttingen
  • Michaela Bayerlova - Universitätsmedizin Göttingen Georg-August-Universität, Institut für Medizinische Statistik, Göttingen
  • Annalen Bleckmann - Universitätsmedizin Göttingen Georg-August-Universität, Institut für Medizinische Statistik, Göttingen
  • Johannes Meller - Universitätsmedizin Göttingen Georg-August-Universität, Abteilung Nuklearmedizin, Göttingen
  • Lena-Christin Conradi - Universitätsmedizin Göttingen Georg-August-Universität, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Göttingen
  • Henrik Forster - Ev. Krankenhaus Göttingen-Weende, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Minimal-invasive Chirurgie, Göttingen
  • Tim Beissbarth - Universitätsmedizin Göttingen Georg-August-Universität, Institut für Medizinische Statistik, Göttingen
  • Michael Ghadimi - Universitätsmedizin Göttingen Georg-August-Universität, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Göttingen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch005

doi: 10.3205/14dgch005, urn:nbn:de:0183-14dgch0059

Veröffentlicht: 21. März 2014

© 2014 Homayounfar et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Wundheilungsstörungen (WHST) und Anastomoseninsuffizienzen (AI) gehören zu den am häufigsten auftretenden Komplikationen nach viszeralchirurgischen Eingriffen. In der vorliegenden Studie wurde der Einfluss der postoperativen Schilddrüsenstoffwechsellage (PSSL) auf die Rate an WHST und AI an einem großen Patientenkollektiv mit viszeralchirurgischen Eingriffen untersucht.

Material und Methoden: Die retrospektive Analyse umfasst 949 Patienten (medianes Alter 63,2 ± 13,7 Jahre), die zwischen 01/2008 und 07/2012 nach einer elektiven (n=796) oder Notfalloperationen (n=153) postoperativ auf der viszeralchirurgischen Intensivstation der Universitätsmedizin Göttingen behandelt und deren Schilddrüsenhormonspiegel (freies T3 (fT3), freies T4 (fT4), TSH) innerhalb von 24 Stunden nach Aufnahme auf der Intensivstation bestimmt wurden. Die Subgruppe der Patienten mit intestinaler Anastomose umfasste 606 Patienten, von denen 16 Patienten, deren AI <2d nach der Primäroperation auftrat, unter der Annahme einer technisch bedingten AI von der AI-Analyse ausgeschlossen wurden. In binären logistischen Regressionsmodellen wurde der Einfluss der PSSL, des Non-Thyroidal-Ilness-Syndroms sowie aus der Literatur bereits bekannter Faktoren für das Auftreten von WHST und AI analysiert. Der Einfluss einzelner Stoffwechsellagen auf die AI-Rate wurde univariat mittels exakten Fisher-Tests und Mann-Whitney Test untersucht, p-Werte wurden korrigiert für multiples Testen.

Ergebnisse: 206 von 949 Patienten (21,7%) entwickelten postoperativ eine WHST. Der fT3-Spiegel (p<0,01), Nikotinkonsum (p<0,05), Operationsdauer (p<0,001) und Operationsdringlichkeit (Notfall vs. elektiv, p<0.01) waren unabhängige signifikante Einflussfaktoren für das Auftreten einer WHST. Gegenüber normalem fT3-Spiegel (WHST-Rate 18,3%) zeigte sich im Paarvergleich eine signifikant höhere Rate an WHST bei Patienten mit niedrigem fT3-Spiegel (WHST Rate 27,3%, p<0,05).

Bei 58 von 590 Patienten (9,8%) mit intestinaler Anastomose trat eine AI >2d nach der Operation auf. PSSL (p<0,01) und die Operationsdringlichkeit (Notfall vs. elektiv, p<0,05) waren unabhängige signifikante Einflussfaktoren für das Auftreten einer AI. In den Paarvergleichen zeigte sich gegenüber euthyreoter Stoffwechssellage (AI-Rate 6,3%) eine signifikant höhere AI-Rate bei Patienten mit Non-Thyroidal-Illness-Syndrom (14,8%, p<0,05) sowie bei hypothyreoter PSSL (15,3%, p<0,05).

Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie bestätigt, dass perioperativer Mangel und Abweichungen der Schilddrüsenhormonlevel innerhalb von 24 Stunden nach großen viszeralchirurgischen Eingriffen eine prädiktive Bedeutung für das Auftreten einer WHST oder AI haben. Weiterführende Studien müssen den detaillierten Zusammenhang und eine mögliche Beeinflussbarkeit klären.