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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Posttraumatische Cholangiohepatopathie bei Schwerbrandverletzten

Meeting Abstract

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  • Andrej Ring - Universitätklinikum Bergmannsheil Bochum, Plastische Chirurgie, Bochum
  • Patrick Alexander Kolbe - Universitätklinikum Bergmannsheil Bochum, Plastische Chirurgie, Bochum
  • Ole Goertz - Universitätklinikum Bergmannsheil Bochum, Plastische Chirurgie, Bochum
  • Marcus Lehnhardt - Universitätklinikum Bergmannsheil Bochum, Plastische Chirurgie, Bochum

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch914

doi: 10.3205/13dgch914, urn:nbn:de:0183-13dgch9144

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Ring et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die sekundär sklerosierende Cholangitis (SSC) ist eine Erkrankung mit ungünstiger Prognose aus dem Spektrum der "vanishing bile duct disorders". Sie wird u.a. bei polytraumatisierten Patienten beobachtet.

Auffällige laborchemische Verläufe bei Schwerbrandverletzten mit progredientem Anstieg der Cholestaseparameter bei moderat erhöhten Transaminasen, die im Rahmen des intensivmedizinischen Aufenthaltes bei bis dahin Lebergesunden beobachtet wurden, haben zur nachfolgenden Analyse geführt.

Material und Methoden: Laborchemische Daten von 1040 Brandverletzten (seit 01/2000) wurden nachuntersucht. Bei 2.9% wurde ein progredienter Anstieg von gGT und Bilirubin identifiziert. Dieses Patientenkollektiv (n=30) wurde einer detaillierten Analyse u.a. im Hinblick auf Volumen- und Katecholamintherapie, Transfusion von Blutprodukten, enteraler und perenteraler Ernährungstrategie, Beatmungsregimes und antibiotischer Behandlung unterzogen.

Ergebnisse: Das durchschnittl. Alter des Kolektivs betrug 44,3 Jahre. Die mittlere Zuweisungsdauer belief sich auf mind. 1,8 Stunden und maximal auf 3,5 Stunden. Mittl. VKOF lag bei 39%, mittlerer Verbrennungsindex: 83,9, mittlerer ABSI: 8,5. Am ersten Behandlungstag wurde eine Volumengabe im Mittel von 14,03 L dokumentiert. Es wurden 15 Rauchgasinhalationen dokumentiert. In sämtlichen Fällen wurde der Verlauf durch eine Pneumonie während der Langzeitbeatmung kompliziert. Über die Hälfte der Patienten wurde in Bauchlage verbracht. Die mittl. Beatmungsdauer belief sich auf 30,6 Tage. Die Patienten wurden im Verlauf durchschnittlich 4,4 chirurgischen Eingriffen unterzogen. Nach durchschnittlich 4 Tagen entwickelte sich bei allen Patienten ein für das Kollektiv charakteristischer Verlauf, d.h. progrediente Erhöhung der Cholestaseparameter. Es wurden Serum-Bilirubin-Konzentrationen bis zu 20 mg/dl verzeichnet. Die gGT-Werte überschritten die Normwerte im Durchschnitt nach 7,4 Tagen und zeigten Werte bis 1209 U/L. Cholezysto- bzw. Choledocholithiasis wurde ausgeschlossen. Bei drei Patienten wurde eine SSC durch eine ERCP verifiziert.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse unserer Analyse deuten auf eine multifaktorielle Genese der posttraumatischen Cholangiohepatopathie hin. Die bereits präklinisch einsetzende Gewebshypoxie und die prolongierte posttraumatische Oxygenierungsstörung bei Inhalationstrauma, Volumenüberladung und Pneumonie stellen neben Splanchnicus-Minderperfusion und medikamentös-toxischen Einflüssen die Hauptrisikofaktoren dar.