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Eindämmung des multiresistenten Acinetobacter baumanii auf einer Schwerbrandverletzten-Intensivstation
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Veröffentlicht: | 26. April 2013 |
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Gliederung
Text
Einleitung: Durch ein multidisziplinäres Team wurde der beginnende Ausbruch vom multiresistenten Opportunisten Acinetobacter baumanii (AcB)- auf unserer Schwerbrandverletzten-Intensivstation eingedämmt. AcB gehört zu den wichtigsten multresistenten ESKAPE-Pathogenen auf Intensivstationen. 2008 lag die Carbapenem-Resistenz bei 85% in Griechenland, 48% in der Türkei sowie 2,3% in Deutschland. Durch Zunahme der humanen Mobilität im Rahmen der Globalisierung nimmt das Problem in Mitteleuropa gravierend zu. Virulenzfaktoren resistenter Stämme sind Oxacillinase, Carbapenemase und Efflux-Proteine. AcB verursacht Pneumonien, Wundinfekten, Harnwegsinfekten sowie Sepsis.
Bei einem aus der Türkei zuverlegten Schwerbrandverletzten wurde ein multiresistenter AcB in Wunden und Blutkultur nachgewiesen. Danach entwickelte ein beatmeter Patient eine AcB-Pneumonie. Bei zwei weiteren Patienten bestand eine Wund- und Rektalbesiedelung. Die PFGE-Typisierung zeigte bei drei Patienten den identischen Stamm Oxa-23.
Material und Methoden:
Nach dem primären, identischen Resistogramm wurde umgehend das multidisziplinäre Ausbruchsmanagement-Team gebildet. Das Kriterium von mindestens zwei Infektionen im Infektionsschutzgesetz war zu diesem Zeitpunkt nicht erfüllt; wir entschieden uns jedoch für ein prophylaktisches Vorgehen. Hauptziele waren: Schnelle Dekontamination der betroffenen Patienten, Vermeidung der weiteren Ausbreitung sowie Minimierung des sozioökonomischen Schadens.
Ergebnisse: Das Team handelte in zehn Sitzungen über fünf Wochen nach den den internationalen (WHO), nationalen (RKI) und lokalen (Ruhr-Universität Bochum) Richtlinien sowie eigenen Vorerfahrungen. Dies betraf Folgendes: Patientenbehandlung, Hygiene, Mikrobiologie, Personalmanagement, Logistik und Technik. Sämtliche Patienten wurden wöchentlich zweimal abgestrichen, die Träger mussten bis zur Entlassung isoliert werden. Übertragungspfade wurden mit Umgebungsuntersuchungen evaluiert. Für zwei Wochen wurde ein Aufnahmestopp hierfür bis zur Identifikation beschlossen.
Die Nichtisolierung des zuverlegten Patienten aus dem Ausland sowie eine Duschtrage wurden als kritische Punkte identifiziert, das Stationsbad blieb daher nur einem Patienten zugänglich. Außer strengerer Einhaltung der Hygienevorschriften spielte die Überlastung des Pflegepersonals eine Schlüsselrolle, weswegen hier nachgerüstet wurde.
Schlussfolgerung: Nur durchs offene und rechtzeitige Eingreifen der Beteiligten konnten die Ziele erreicht werden. Obwohl banale Missachtungen der Hygienerichtlinien ursächlich für den Ausbruch gemacht werden können, bedarf die Eindämmung von Ausbrüchen eine fokussierte Vernetzung im gesamten Krankenhaus.