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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Pitfall – Fehlinterpretation einer kontrastierten Appendix als postoperatives Corpus alienum

Meeting Abstract

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  • Andrea Schenk - Sana Kliniken Lübeck GmbH, Allgemein- und Visszeralchirurgie, Lübeck
  • Sandra Pauls - Sana Kliniken Lübeck GmbH, Radiologie und Nuklearmedizin, Lübeck

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch883

doi: 10.3205/13dgch883, urn:nbn:de:0183-13dgch8834

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Schenk et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Prävalenz für postoperativ unbeabsichtigt verbliebenes Operationsmaterial wird zwischen 1:100 und 1:5000 – 10 000 angegeben. Postoperativ kann es durch ein Corpus alienum zur Entwicklung von Komplikationen kommen - insbesondere Fremdkörpergranulomen oder Perforation von Hohlorganen.

Material und Methoden: Fallbericht: Nach Cholezystektomie und Anlage einer biliodigestiven Anastomose entwickelte eine Patientin persistierendes Fieber. Zum Ausschluss eines abdominellen Verhaltes wurde eine Computertomographie des Abdomens durchgeführt. Ein abdomineller Entzündungsfokus konnte ausgeschlossen werden. Es zeigte sich jedoch eine filiforme, ca. 5 mm breite und mehrere Zentimeter lange hyperdense Struktur im rechten Unterbauch, welche in den Voruntersuchungen nicht abgrenzbar war. Es wurde der Verdacht auf ein postoperativ bedingtes Corpus alienum gestellt. Dieses konnte aufgrund der Morphologie nicht eindeutig einem bestimmten OP-Material zugeordnet werden. Aus chirurgischer Sicht war ein Corpus alienum in dieser Lokalisation nach o.g. Operation höchst unwahrscheinlich. Es erfolgte eine Verlaufskontrolle innerhalb von drei Wochen. Der vermeintliche Fremdkörper war im Verlauf nicht mehr nachweisbar. Retrospektiv konnte die Struktur der Appendix zugeordnet werden. Ursache dafür war eine postoperative Durchleuchtungsuntersuchung mit oralem Kontrastmittel zur Beurteilung der Magen-Darm-Passage. Das Kontrastmittel war zum Zeitpunkt der Computertomographie bereits aus dem gesamten Gastrointestinaltrakt ausgeschieden, abgesehen von der Appendix. Dort hatte es sich vermehrt angesammelt, sodass ein nahezu knochendichtes Corpus alienum vorgetäuscht wurde.

Ergebnisse: In Deutschland kommt es Schätzungen zu Folge in etwa 3300 Fällen pro Jahr zu einem postoperativen Corpus alienum. Bei dem Verdacht auf ein Corpus alienum ist die Computertomographie die Untersuchungsmethode der Wahl. Können Fremdkörper nicht sicher zugeordnet werden, sind eine genaue Aufarbeitung der Anamnese, die exakte Op-Protokollierung und postoperative Verlaufsdokumentationen notwendig, um unnötige weitere Eingriffe zu vermeiden.

Schlussfolgerung: Kontrastmittelreste können ein Corpus alienum vortäuschen, insbesondere wenn es nach Wochen zu hoher Dichte durch Eindickung gekommen ist. Definierte Zählkontrollen und genaue klinische Angaben sind daher unbedingt erforderlich, um eine Fehlinterpretation und nicht indizierte Interventionen zu vermeiden.