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Endoskopische Stent Implantation versus primäre operative Therapie zur Behandlung spontaner Perforationen des Ösophagus (Boerhaave Syndrom)
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Veröffentlicht: | 26. April 2013 |
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Einleitung: Die spontane Ruptur des Ösophagus (Boerhaave Syndrom) ist ein sehr seltenes, akut lebensbedrohliches Ereignis, welches meist nach heftigem Erbrechen auftritt. Die möglichst zeitnahe chirurgische Versorgung galt traditionell als Verfahren der Wahl. Seit einigen Jahren stellt jedoch die endoskopische Implantation eines Ösophagusstents eine vielversprechende therapeutische Alternative dar. Ziel dieser internationalen Studie war es, die primäre Operation mit der endoskopischen Stent Implantation hinsichtlich der Ergebnisse zu vergleichen.
Material und Methoden: Jeweils ein britisches und ein deutsches High-Volume-Zentrum für Ösophaguschirurgie beteiligten sich an der Studie. Am britischen Zentrum wurden Spontanrupturen des Ösophagus routinemäßig operativ versorgt (primäre Naht/chirurgische Drainage) während am deutschen Zentrum die endoskopische Stent Implantation bevorzugt wurde. Nur Patienten mit nicht-maligner, spontaner Ösophagusruptur (Boerhaave Syndrom) wurden in die Studie eingeschlossen und der klinischer Verlauf retrospektiv ausgewertet.
Ergebnisse: Insgesamt fanden sich 38 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren. Das Zeitintervall zwischen Ruptur und Therapie war in 22 Fällen < 24 Stunden. Die Mortalität betrug 4/38. Diagnosestellung später als 24 Stunden war mit einem deutlich höheren Mortalitätsrisiko verbunden (OR 4.64, 95% CI: 0.33-265.79). Die Gruppe „Chirurgie“ umfasste 20 Patienten und die Gruppe „Stent“ 13 Patienten. In 3 Fällen war eine Ösophagektomie unvermeidlich und zwei Patienten wurden konservativ behandelt. Zwischen den beiden Gruppen fanden sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich Alter, Diagnose < 24 Stunden, Dauer der intensivmedizinischen Behandlung, Auftreten einer Sepsis oder eines akuten Nierenversagens, prolongiertem Weaning, Vorhandensein von Comorbidität oder Krankenhausaufenthalt. In 11/13 aus der Stent Gruppe war letztendlich eine operative Intervention (VATS, Thorakotomie, Mediastinotomie) unvermeidlich. Die Reoperationsrate in der Chirurgie Gruppe betrug 6/20. Die Mortalität war 2/13 (Stent) versus 1/20 (Chirurgie). Das Mortalitätsrisiko war 3.3-mal höher in der Stent Gruppe (OR: 3.32, 95% CI:0.15-213.98).
Schlussfolgerung: Endoskopische Stent Implantation besitzt keinen Vorteil hinsichtlich Morbidität, Intensiv- oder Krankenhausaufenthalt und ist mit häufigem Therapieversagen und letztendlich dennoch notwendiger operativer Intervention verbunden. Verglichen mit primär operativer Therapie zeigt sich darüber hinaus ein erhöhtes Mortalitätsrisiko.