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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Endoskopische Stent Implantation versus primäre operative Therapie zur Behandlung spontaner Perforationen des Ösophagus (Boerhaave Syndrom)

Meeting Abstract

  • Michael Schweigert - Klinikum Nürnberg Nord, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Nürnberg
  • Rory Beattie - Royal Victoria Hospital, Department of Cardiothoracic Surgery, Belfast
  • Karen Booth - Royal Victoria Hospital, Department of Cardiothoracic Surgery, Belfast
  • Attila Dubecz - Klinikum Nürnberg Nord, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Nürnberg
  • Kerstin Moskorz - Klinikum Nürnberg Nord, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Nürnberg
  • Norbert Solymosi - Szent István University, Faculty of Veterinary Science, Budapest
  • Andrew Muir - Royal Victoria Hospital, Department of Cardiothoracic Surgery, Belfast
  • Dietmar Öfner - Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Universitätsklinik für Chirurgie, Salzburg
  • Jim McGuigan - Royal Victoria Hospital, Department of Cardiothoracic Surgery, Belfast
  • Hubert J Stein - Klinikum Nürnberg Nord, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Nürnberg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch805

doi: 10.3205/13dgch805, urn:nbn:de:0183-13dgch8056

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Schweigert et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die spontane Ruptur des Ösophagus (Boerhaave Syndrom) ist ein sehr seltenes, akut lebensbedrohliches Ereignis, welches meist nach heftigem Erbrechen auftritt. Die möglichst zeitnahe chirurgische Versorgung galt traditionell als Verfahren der Wahl. Seit einigen Jahren stellt jedoch die endoskopische Implantation eines Ösophagusstents eine vielversprechende therapeutische Alternative dar. Ziel dieser internationalen Studie war es, die primäre Operation mit der endoskopischen Stent Implantation hinsichtlich der Ergebnisse zu vergleichen.

Material und Methoden: Jeweils ein britisches und ein deutsches High-Volume-Zentrum für Ösophaguschirurgie beteiligten sich an der Studie. Am britischen Zentrum wurden Spontanrupturen des Ösophagus routinemäßig operativ versorgt (primäre Naht/chirurgische Drainage) während am deutschen Zentrum die endoskopische Stent Implantation bevorzugt wurde. Nur Patienten mit nicht-maligner, spontaner Ösophagusruptur (Boerhaave Syndrom) wurden in die Studie eingeschlossen und der klinischer Verlauf retrospektiv ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt fanden sich 38 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren. Das Zeitintervall zwischen Ruptur und Therapie war in 22 Fällen < 24 Stunden. Die Mortalität betrug 4/38. Diagnosestellung später als 24 Stunden war mit einem deutlich höheren Mortalitätsrisiko verbunden (OR 4.64, 95% CI: 0.33-265.79). Die Gruppe „Chirurgie“ umfasste 20 Patienten und die Gruppe „Stent“ 13 Patienten. In 3 Fällen war eine Ösophagektomie unvermeidlich und zwei Patienten wurden konservativ behandelt. Zwischen den beiden Gruppen fanden sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich Alter, Diagnose < 24 Stunden, Dauer der intensivmedizinischen Behandlung, Auftreten einer Sepsis oder eines akuten Nierenversagens, prolongiertem Weaning, Vorhandensein von Comorbidität oder Krankenhausaufenthalt. In 11/13 aus der Stent Gruppe war letztendlich eine operative Intervention (VATS, Thorakotomie, Mediastinotomie) unvermeidlich. Die Reoperationsrate in der Chirurgie Gruppe betrug 6/20. Die Mortalität war 2/13 (Stent) versus 1/20 (Chirurgie). Das Mortalitätsrisiko war 3.3-mal höher in der Stent Gruppe (OR: 3.32, 95% CI:0.15-213.98).

Schlussfolgerung: Endoskopische Stent Implantation besitzt keinen Vorteil hinsichtlich Morbidität, Intensiv- oder Krankenhausaufenthalt und ist mit häufigem Therapieversagen und letztendlich dennoch notwendiger operativer Intervention verbunden. Verglichen mit primär operativer Therapie zeigt sich darüber hinaus ein erhöhtes Mortalitätsrisiko.