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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Die deszendierende nekrotisierende Mediastinitis

Meeting Abstract

  • Peter Kujath - Universität Lübeck, Klinik für Chirurie, Lübeck
  • Stefan Limmer - Universität Lübeck, Klinik für Chirurie, Lübeck
  • Martin Hoffmann - Universität Lübeck, Klinik für Chirurie, Lübeck
  • Erik Schlöricke - Universität Lübeck, Klinik für Chirurie, Lübeck

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch630

doi: 10.3205/13dgch630, urn:nbn:de:0183-13dgch6308

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Kujath et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die deszendierende nekrotisierende Mediastinitis (DNM) ist eine hochdramatische Erkrankung des Halses und der Mediastinalfaszien mit hoher Letalität. Aufgrund der Einbeziehung der Hals und Mediastinalfaszien muss die DNM der nekrotisierenden Fasziitis zugeordnet werden. Die vielfältigen Entstehungsorte der Erkrankung sind in der MKG (dentogen), der HNO und in seltenen Fällen nekrotisierende Lymphadenopathien (TBC).

Material und Methoden: Im Zeitraum von 1998 bis 2012 wurden 18 Patienten mit einer DNM behandelt,die retrospektiv analysiert wurden. Zur Abklärung der DNM wurde eine CT-Untersuchung durchgeführt. Eine mikrobiologische Untersuchung des nativen Materials ist obligat. Die Behandlung erfolgte standardisiert in einem radikalen Debridement der Halsregion und des Mediastinums über eine rechts-antero-laterale Thorakotomie bzw. thorakoskopisch. Alle Patienten wurden intensivmedizinisch betreut.

Ergebnisse: Insgesamt 12 Patienten wurden zunächst ohne wirkliche Kenntnis der Diagnose durch die HNO voroperiert. Fünf Patienten wurden aus der MKG notfallmässig verlegt, hier war in drei Fällen eine Voroperation erfolgt. Die Diagnosestellung erfolgte in allen Fällen klinisch aufgrund der Triade schwere Sepsis, Schmerzen und Schwellung im Halsbereich. Die Halsweichteile wurden vollständig revidiert. Entsprechend unserem klinikinternen Algorithmus wurde dann ein CT des Thorax durchgeführt, um das Ausmaß der deszendierenden Infektion nachzuweisen. Bei 13 Patienten erfolgte die Rechts-Thorakotomie mit Ausräumung der mediastinalen Nekrosestrassen. Ein geplantes Redebridedement erfolgte im Median 2,8-mal pro Patient (1-9). In den letzten Jahren wurde bei 5 Patienten das mediastinale Debridement thorakoskopisch durchgeführt. Die mediastinale Herdsanierung nach Re-Thorakoskopie erfolgte im Median nach 2,4 Interventionen (1-6). Die mediane Intensivliegedauer bei den initial schwer septischen Patienten betrug 11,3 Tage (4-86). Zwei Patienten verstarben. Die plastische Rekonstruktion der ausgedehnten Halsdefekte konnte bei den überlebenden Patienten mit einem guten kosmetischen Ergebnis abgeschlossen werden.

Schlussfolgerung: Die Problematik der Erkrankung liegt nach wie vor bei der Fehleinschätzung des Krankheitsbildes, der verspäteten Diagnostik und der Unkenntnis der Infektionswege zwischen Hals und Mediastinum. Das therapeutische Konzept muss eine frühzeitige klinische Diagnosestellung mit Kenntnis der Infektionswege, die Radikalität der Behandlung und eine an der Sepsis orientierte Intensivtherapie umfassen.