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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Interdisziplinäres operatives Vorgehen bei Frau-zu-Mann-Transsexualismus – Ein Algorithmus zur Mastektomie und simultane laparoskopische Hysterektomie/Adnexektomie

Meeting Abstract

  • Andreas Wolter - Kaiserswerther Diakonie - Florence-Nightingale-Krankenhaus, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Düsseldorf
  • Jens Diedrichson - Kaiserswerther Diakonie - Florence-Nightingale-Krankenhaus, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Düsseldorf
  • Till Scholz - Kaiserswerther Diakonie - Florence-Nightingale-Krankenhaus, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Düsseldorf
  • Andreas Arens-Landwehr - Kaiserswerther Diakonie - Florence-Nightingale-Krankenhaus, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Düsseldorf
  • Björn Lampe - Kaiserswerther Diakonie - Florence-Nightingale-Krankenhaus, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Düsseldorf
  • Jutta Liebau - Kaiserswerther Diakonie - Florence-Nightingale-Krankenhaus, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Düsseldorf

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch620

doi: 10.3205/13dgch620, urn:nbn:de:0183-13dgch6208

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Wolter et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Mastektomie und Hysterektomie/Adnexektomie (HE/AE) stellen einen integralen Bestandteil in der Behandlung von Frau-zu-Mann-Transsexualismus (FzMTS) dar. Befundabhängig stehen unterschiedliche Schnittführungen zur Entfernung des Brustdrüsenkörpers und zur Hautmantelstraffung zur Verfügung. Durch eine interdisziplinäre gynäkologische Kooperation ist ein simultanes einzeitiges operatives Vorgehen möglich.

Material und Methoden: Retrospektiv wurden die Daten von 105 FzMTS-Patienten von 01/2008 bis 09/2012 analysiert. Vier verschiedene Methoden wurden zur Mastektomie verwandt, abhängig vom Brustdrüsenvolumen, dem Mastoptosegrad, dem Mamillen-Jugulum-Abstand (MJA) sowie der Hautelastizität. Bei kleinem Brustdrüsenbefund und Lokalisation des Mamillenareolenkomplexes (MAK) oberhalb der Brustumschlagsfalte erfolgt eine infraareoläre Inzision sowie eine angleichende Liposuktion. Bei vermehrtem Hautüberschuss erfolgt zusätzlich eine periareoläre Straffung. Bei großer Brustdrüse mit einer MAK-Position unterhalb der Brustumschlagsfalte wird ein inframammärer Zugang mit kaudaler Stielung des MAK verwendet. Bei einem MJA von > 30 cm sowie zur Erzielung einer optimalen Brustkontur erfolgt ein freier Mamillentransfer.

Ergebnisse: 63 Fälle erfolgten einzeitig simultan, 42 Fälle zweizeitig. Das Alter lag median bei 29 Jahren, der MJA betrug median 19,2 cm. Die Mastektomie dauerte median 116,6 Minuten, die laparoskopische HE/AE median 112,2 Minuten, so dass die Gesamtoperationsdauer median 223,4 Minuten betrug. In 16/105 Fällen führten wir eine Mastektomie über einen infraareolären Zugang durch, in 19/105 Fällen mit zusätzlicher konzentrischer Straffung. Eine inframammäre Schnittführung und inferior gestieltem Mamillen-Areolenkomplex erfolgte in 59/105 Fällen, mit freiem Mamillentransfer in 11/105 Fällen. Das Resektionsgewicht war median rechts 334,5 g, links 325,9 g. Die Hauptkomplikation war mit 18 Fällen eine Nachblutung, eine hiervon gynäkologisch. Korrekturoperationen waren in 20 Fällen erforderlich.

Schlussfolgerung: Die Mastektomie und Hysterektomie/Adnexektomie stellen einen wichtigen Abschnitt in der Behandlung von FzMTS-Patienten dar. Durch das differenzierte, befundabhängige Verfahren sind ästhetisch sehr zufriedenstellende Ergebnisse mit hoher Patientenzufriedenheit möglich. Die relative hohe Komplikationsrate ist in der Literatur beschrieben und spiegelt das aufwendige multimodale OP-Verfahren wieder. Bei Anbindung an eine gynäkologische Abteilung erscheint das einzeitige Vorgehen als geeignetes kosteneffizientes Verfahren.