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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Interleukin-6 – ein prognostischer Faktor für posttraumatische Komplikationen beim traumatisierten Kind?

Meeting Abstract

  • Frank Hildebrand - Universitätsklinikum Aachen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen
  • Hagen Andruszkow - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Unfallchirurgie, Hannover
  • Michael Sasse - Medizinische Hochschule Hannover, Pädiatrische Kardiologie und Intensivmedizin, Hannover
  • Michael Frink - Universitätsklinikum Marburg, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Marburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch551

doi: 10.3205/13dgch551, urn:nbn:de:0183-13dgch5510

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Hildebrand et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das kindliche Polytrauma stellt weiterhin die häufigste Todesursache bei Kindern nach dem 1. Lebensjahr dar. Während der letzten Jahrzehnte haben moderne therapeutische Optionen zu einer Senkung der Mortalitätsrate geführt, welche jedoch bei einem manifesten "multiple organ dysfunction syndrome" (MODS) noch immer 50% beträgt. Messbare Mediatoren des Immunsystems nehmen hinsichtlich der Prognostik und chirurgischen Therapie einen entscheidenden Stellenwert ein. Dem proinflammatorischen Zytokin Interleukin (IL)-6 kommt dabei eine bedeutsame Stellung zu, da bei Erwachsenen der Plasmaspiegel mit der Inzidenz von Sepsis, Organversagen und Mortalität korreliert. Zusammenhänge bei Kindern sind diesbezüglich bislang nicht untersucht.

Material und Methoden: Die vorgelegte prospektive Studie (01.01.2005 bis 31.12.2008) evaluierte traumatisierte Kinder mit einem Alter ≤17 Jahre und einem ISS≥9 mit konsekutiver Aufnahme auf die pädiatrische Intensivstation 6 Stunden nach Trauma. Neben demographischen Daten wurden die Verletzungsschwere (ISS) und das Verletzungsmuster (AIS) erfasst. Während der ersten 14 Tage wurden tägliche Blutanalysen zur Bestimmung des IL-6 durchgeführt. Der klinische Verlauf und die Inzidenz eines MODS wurden täglich dokumentiert.

Ergebnisse: 59 traumatisierte Kinder mit einem ISS von 23,9±11,9, einem Geschlechtsverhältnis von 1,4:1 (♂:♀; p=0,431) und einem Durchschnittsalter von 8,4±4,4 Jahren wurden eingeschlossen. 11,9% (n=7) entwickelten ein MODS mit einer Mortalität von 28,6%; die Gesamtsterblichkeit lag bei 3,4% (n=2). Hinsichtlich der demographischen Parameter, des Verletzungsmusters oder der Gesamtverletzungsschwere ließ sich kein Einfluss auf die Entwicklung eines MODS nachweisen (Tabelle 1 [Tab. 1]). Während ein erhöhter IL-6 Plasmaspiegel bei stationärer Aufnahme mit der Verletzungsschwere korreliert, so ließ sich noch keine Korrelation zur Inzidenz des MODS nachweisen. Demgegenüber war ein erhöhter IL-6 Plasmaspiegel an den Tagen 2 und 3 nicht mehr mit der Verletzungsschwere assoziiert, korrelierte jedoch signifikant mit der Ausbildung des MODS (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Schlussfolgerung: Der dargelegte Zusammenhang erhöhter Interleukin-6 Werte innerhalb der ersten 3 Tage nach Trauma zur Verletzungsschwere und Entwicklung eines MODS könnte erstmals darauf hinweisen, dass IL-6 bei der Entwicklung posttraumatischer Komplikationen auch beim Kind eine Rolle spielt.