gms | German Medical Science

130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Totale Beckenexenteration beim kolorektalen Karzinom: Morbidität und Prognose

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Jonas Göhl - Universitätsklinikum Erlangen, Chirurgische Klinik, Erlangen
  • Werner Hohenberger - Chirurgische Klinik, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Erlangen
  • Susanne Merkel - Chirurgische Klinik, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Erlangen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch520

doi: 10.3205/13dgch520, urn:nbn:de:0183-13dgch5209

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Göhl et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung: Beim fortgeschrittenen oder rezidivierten kolorektalen Karzinom mit ausgedehnter Tumorinfiltration in die Harnblase kann die totale Beckenexenteration (TPE) die einzige Option auf eine kurative Operation sein.

Material und Methoden: Zwischen 1995 und 2010 wurde bei 29 Patienten mit primärem Sigma- oder Rektumkarzinom und bei 20 Patienten mit lokoregionärem Rezidiv bei klinischem Verdacht der Tumorinfiltration in die Harnblase eine Beckenexenteration mit kompletter Cystektomie durchgeführt. 27 von 29 (93%) und 17 von 20 (85%) der Patienten hatten eine neoadjuvante Radiochemotherapie erhalten.

Ergebnisse: Neben der Cystektomie wurden in Abhängigkeit vom Geschlecht bei Männern die Prostata und Samenblasen, bei Frauen, falls nötig, auch infiltrierte Anteile von Vagina oder Adnexen mit entfernt. Die Harnblasenrekonstruktion erfolgte bevorzugt als Ileumconduit oder Ileocoekalpouch, wenn möglich mit umbilikaler Appendixableitung.

Ein Sphinktererhalt war bei Primärtumoren in 15 Fällen (52 %) möglich; die Hälfte der Patienten mit Rezidiven war bereits exstirpiert. Eine R0-Resektion war lokal bei Primärbefunden in 86% (15 von 29) und bei Rezidiven in 55% (11 von 20) möglich. Histologisch gesicherte Tumorinfiltrate in entfernten Nachbarorganen fanden sich bei 18 von 29 und im Rezidivfall bei 14 von 17 Patienten. Die postoperative Morbidität betrug 34% bzw. 40%. Die postoperative Krankenhausletalität betrug 6% und im Rezidivfall 0%. Die 5-Jahresüberlebensrate betrug nach kurativer (R0 gesamt) Resektion (n=22 und n=10) 58% und 31%.

Schlussfolgerung: Die Behandlung von Rektumkarzinomen, Sigmakarzinomen oder Lokalrezidiven mit klinischer Infiltration der Harnblase erfordert eine interdisziplinäre Therapieplanung mit multimodalem Vorgehen. Nach gründlicher, falls nötig invasiver Diagnostik, sollte wenn möglich eine neoadjuvante Langzeit-Radiochemotherapie erfolgen. Die Operation sollte von einem erfahrenen Chirurgen zusammen mit einem Urologen nach sorgfältiger Planung durchgeführt werden. Die kurative Resektion ist das angestrebte Ziel, da so 5-Jahresüberlebensraten von über 50% erreicht werden können.