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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Progressionsmuster von hepatisch metastasierten kolorektalen Karzinomen unter systemischer Chemotherapie – ist Progress unter Therapie gleichbedeutend mit Generalisierung der Tumorerkrankung?

Meeting Abstract

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  • Benjamin Garlipp - Universitätsklinikum Magdeburg, Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Magdeburg
  • Patrick Stübs - Universitätsklinikum Magdeburg, Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Magdeburg
  • Frank Meyer - Universitätsklinikum Magdeburg, Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Magdeburg
  • Hans Lippert - Universitätsklinikum Magdeburg, Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Magdeburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch512

doi: 10.3205/13dgch512, urn:nbn:de:0183-13dgch5127

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Garlipp et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Ein häufig vorgebrachtes Argument für die neoadjuvante Therapie kolorektaler Lebermetastasen ist die Möglichkeit, durch dieses Vorgehen Patienten mit rasch progredienter Erkrankung herauszufiltern, die von einer Resektion nicht profitieren. Dieses Vorgehen unterstellt jedoch, dass Progression unter Therapie gleichbedeutend mit einer systemischen Tumorerkrankung sei. Das Progressionsmuster von isoliert hepatisch metastasierten kolorektalen Karzinomen unter systemischer Chemotherapie wird in den meisten Studien aber nicht differenziert.

Material und Methoden: Retrospektive Analyse von Patienten unter Erstlinien-Chemotherapie wegen isoliert oder überwiegend hepatisch metastasierter kolorektaler Karzinome aus dem Zeitraum 2007 bis 2012.

Ergebnisse: Vollständige Unterlagen waren für 38 unter Erstlinientherapie progrediente Patienten mit ausschließlich (n=29) oder nahezu ausschließlich (n=9) hepatischer Metastasierung eines kolorektalen Karzinoms verfügbar. Der Krankheitsprogress trat im Median 233 (46-1015) Tage nach Therapiebeginn auf. Bei 27 Patienten (71%) lag ein ausschließlich intrahepatischer Progress vor (14 mit Größenzunahme vorhandener Läsionen, 13 mit neu aufgetretenen Leberläsionen). 4 Patienten (11%) hatten einen ausschließliech extrahepatischen und 7 Patienten (18%) einen intra- und extrahepatischen Progress. Patienten mit belassenem Primärtumor und Patienten mit synchronen Lebermetastasen hatten eine tendenziell höhere Wahrscheinlichkeit für extrahepatischen Tumorprogress (p=0.065 und p=0.084; exakter Test nach Fisher). Patienten mit Rezidivmetastasen nach vorangegangener Lokaltherapie hatten kein höheres Risiko für extrahepatischen Progress als Patienten mit primären Metastasen (p=0.696). Lokalisation des Primärtumors, Art der Chemotherapie und Länge des progressionsfreien Intervalls hatten keinen Einfluss auf das Progressionsmuster.

Schlussfolgerung: Ein großer Teil der Patienten mit kolorektalen Lebermetastasen, die unter systemischer Chemotherapie einen Progress erleiden, entwickelt diesen ausschließlich intrahepatisch. Dies gilt auch für Rezidivmetastasen nach vorangegangener Lokaltherapie. Tumorprogress unter systemischer Chemotherapie ist demnach nicht gleichbedeutend mit dem Vorliegen einer systemischen Tumorerkrankung. Systemische Chemotherapie als Mittel zur Identifikation von Patienten mit aggressiver Tumorbiologie, die nicht von chirurgischen Maßnahmen profitieren werden, sollte deshalb beim kolorektalen Karzinom zurückhaltend eingesetzt werden.