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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Gender-spezifische Unterschiede der biomechanischen Eigenschaften infrarenaler Aortenaneurysmen

Meeting Abstract

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  • Tina Cohnert - LKH-Universitätsklinikum Graz, Klin. Abt. f. Gefäßchirurgie, Graz
  • Jinhua Tong - Technische Universität Graz, Institut für Biomechanik, Graz
  • Andreas Schriefl - Technische Universität Graz, Institut für Biomechanik, Graz
  • Gerhard Holzapfel - Technische Universität Graz, Institut für Biomechanik, Graz

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch469

doi: 10.3205/13dgch469, urn:nbn:de:0183-13dgch4695

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Cohnert et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der Einfluss des Patientengeschlechtes auf die biomechanischen Eigenschaften infrarenaler Aortenaneurysmen wird von sehr wenigen Studien beschrieben. Bekannt ist, dass bei Frauen Aneurysmarupturen häufiger und früher als bei Männern auftreten. In dieser Studie wurden gender-spezifische Unterschiede in der biaxialen mechanischen Testung und den Dissektionseigenschaften der Aneurysmawand infrarenaler Aortenaneurysmen (AAA) sowie des intraluminalen Thrombus (ILT) untersucht. Ziel der Untersuchung ist die Entwicklung einer PatientInnen-spezifischen Indikationsstellung zur Ausschaltung von AAA und die Überprüfung der derzeitigen Indikationsstellung bei Frauen.

Material und Methoden: Proben von 89 PatientInnen (78 Männer, 11 Frauen) wurden intraoperativ entnommen. Das Verhalten bei biaxialer mechanischer Zugbelastung wurde durch einen biaxialen Test an Proben von 3 unterschiedlichen Schichten des ILT (luminal, medial, abluminal) und der darunterliegenden Aneurysmawand untersucht. Die erforderliche Energie zur Gewebedissektion wurde in einem Peeling-Test gemessen.

Ergebnisse: Der maximale AAA-Querdurchmesser betrug bei Männern 5.9 ± 0.9cm und bei Frauen 5.3 ± 0.6 cm (p=0.03).Die luminalen Anteile des ILT bei Frauen zeigten eine geringere Belastbarkeit. Die biaxialen Stresstests der medialen und abluminalen ILT-Schichten zeigten keine Unterschiede. Die Stärke der Aneurysmawand war bei Frauen mit 4.1 ± 1.6 MPa in der Longitudinalbelastung geringer als bei Männern mit 6.3 ± 2.1 MPa (p=0.03) Die Dissektionsenergie unterschied sich bei der Testung des Stabilität des Intima-Media-Zusammenhangs signifikant mit 3.8 ± 0.6 mJ/cm2 bei Frauen gegenüber 5.4 ± 1.2 mJ/cm2 bei Männern in der zirkumferentiellen Richtung (p=0.02) und mit 5.1 ± 0.8 mJ/cm2 bei Frauen gegenüber 6.9 ± 1.6 mJ/cm2 bei Männern in der longitudinalen Richtung (p=0.04).

Schlussfolgerung: Trotz geringeren Durchmessers zeigten Aneurysmawand und intraluminaler Thrombus bei Frauen in der longitudinalen Belastung eine signifikant geringere Stabilität als bei Männern. Dadurch kann ein höheres Rupturrisiko der Aneurysmawand bedingt sein. Die Untersuchungsergebnisse unterstützen klinische Überlegungen, AAA bei Frauen bereits bei Aneurysmadurchmessern von weniger als 5 cm auszuschalten.