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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Interdisziplinäres Konzept zur Korrektur frontaler Deformitäten nach Schädel-Hirn-Trauma: Schnittpunkt von Funktion und Form

Meeting Abstract

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  • Christian Krug - Klinikum der Universität München Großhadern, Hand-/Plastische und Ästhetische Chirurgie, München
  • Timm Engelhardt - Klinikum der Universität München Großhadern, Hand-/Plastische und Ästhetische Chirurgie, München
  • Jörg-Christian Tonn - LMU München, Neurochirurgischen Klinik, München
  • Riccardo Giunta - Klinikum der Universität München Großhadern, Hand-/Plastische und Ästhetische Chirurgie, München

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch460

doi: 10.3205/13dgch460, urn:nbn:de:0183-13dgch4600

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Krug et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Posttraumatische frontoorbitale Defekte der Calvaria gehen mit erheblicher Deformierung und Leidensdruck einher (Abb.1). Bei neurochirurgischer sekundärer Versorgung haben funktionelle Parameter: Ausdehnung des Frontalhirns, Stabilität der Osteosynthese und der Weichteile, Vermeidung chronischer Materialinfekte mit Gefahr meningealer Beteiligung, Prophylaxe von Liquorfisteln und Mukozelen gegenüber ästhetischen Kriterien Vorrang. Aufgrund des häufig dünnen Haut-Weichteilmantels nach Präparation ausgedehnter Perikranium-Lappenplastiken besteht häufig Zurückhaltung bzgl. einer sekundären anatomischen Remodellierung. Unsere Vorgehensweise bei der interdisziplinären Rekonstruktion unter Berücksichtigung unserer Defektanalyse anatomischer Gegebenheiten bei diesem speziellen Patientengut wird dargestellt.

Material und Methoden: Neben großzügiger Defektdeckung alloplastischen Materials gilt es, Narben aus Zone 1 (Periorbitalregion), und Zone 2 (Stirn) in Zone 3 (Haaransatz) zu verlagern. Schnittführungen sind häufig durch koronare Zugangswege vorgegeben, die mit unsicherer Versorgung durch die A. temporalis superficialis oder A. auricularis posterior einhergehen. Grundlage ist die sorgfältige Defekt-Analyse mit Errechnen des zu erwartenden Haut-Weichteildefizits nach knöcherner Rekonstruktion. Dieser wird von uns durch Subtraktion der Länge der maximalen Konkavität von der zu erwarteten maximalen Konvexität im sagittalen CT Schnittbild bestimmt.

Ergebnisse: Bei einer Längendifferenz von < 3 cm ist unseres Erachtens die Defektdeckung nach koronarem Zugang durch okzipitale Advancement-Lappenplastiken meist möglich. Bei unsicherer frontaler Weichteilsituation mit Gefahr der Hautnekrose ist eine kombinierte subkutane frontoparietale Weichteilaugmentation durch bilaterale Transposition der A. temporalis superficialis Lappenplastik möglich. Bei einer Differenz von > 3cm ist eine zurückhaltende Rekonstruktion der ursprünglichen Konvexität und Deckung mittels einer freien Muskellappenplastik (z.B. M. grazilis Lappenplastik-Abbildung 1 [Abb. 1]). Diese eignet sich zur Weichteilaugmentation hochfrontal und erforderlichen Defektdeckung in der haartragenden Region über dem Vertex. Die Muskellappenplastik besitzt zusätzlich die Eigenschaft als ideale Matrix, residuelle Deformitäten durch avaskuläre Adipozyten-Transplantation (Lipofilling) zu einem späteren Zeitpunkt auszugleichen.

Schlussfolgerung: Eine stabile sichere Weichteildeckung ist Voraussetzung für eine langfristig erfolgreiche sekundäre interdisziplinäre Korrektur frontoorbitaler Calvaria Defekte und Deformitäten. Eine Sorgfältige Analyse des zu erwartenden Weichteildefizites und seine Berücksichtigung sowohl bei der Planung der knöchernen Rekonstruktion als auch der Defektdeckung jenseits der Rekonstruktionszone sind für ein zufriedenstellendes Ergebnis hinsichtlich Form und Funktion notwendig.