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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Der Einfluss der frühen operativen Versorgung von Wirbelsäulenverletzung bei polytraumatisierten Patienten – eine single center-Studie

Meeting Abstract

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  • Michael Frink - Universitätsklinik Marburg, Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Marburg
  • Hagen Andruszkow - Medizinische Hochschule Hannover, Kilinik für Unfallchirurgie, Hannover
  • Frank Hildebrand - Universitätsklinik Aachen, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Aachen

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch379

doi: 10.3205/13dgch379, urn:nbn:de:0183-13dgch3796

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Frink et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Therapie von Wirbelsäulenverletzungen stellt bei polytraumatisierten Patienten aufgrund der Begleitverletzungen und des Einflusses der primären operativen Versorgung auf den weiteren Verlauf eine besondere medizinische Herausforderung dar. Nach wie vor besteht Uneinigkeit darüber, ob eine sofortige operative Therapie oder erst im Verlauf eine Versorgung durchgeführt werden sollte. Anhand unseres Patientengutes wurde der Einfluss der frühen (<24 h) oder späten (>24 h) operativen Therapie auf den klinischen Verlauf untersucht.

Material und Methoden: Wir schlossen alle polytraumatisierten Patienten mit Verletzungen der Wirbelsäule, die zwischen Januar 2005 und Juli 2011 in unserer Klinik behandelt wurden, in die vorliegende Studie ein. Weitere Einschlusskriterien waren: Aufnahme auf unserer Intensivstation innerhalb eines Tages nach Unfall und ein Alter ≥ 16 Jahre. Neben der Verletzungsschwere (ISS) und –verteilung (AIS) sowie den klinischen Verlauf und den auftretenden Komplikationen wurde der Einfluss des Versorgungszeitpunktes (< oder >24 h nach Trauma) auf diese Parameter untersucht.

Ergebnisse: Insgesamt wurden im untersuchten Zeitraum 635 polytraumatisierte Patienten in unserem Traumazentrum behandelt. Bei 47,9% der Patienten wurde eine Wirbelsäulenverletzung diagnostiziert, von denen 31,6% operativ versorgt werden musste. Eine Versorgung innerhalb von 24h wurde in diesem Patientengut bei 52,1% der Patienten durchgeführt.

Zwischen den beiden Gruppen ergaben sich keine Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts, der Verletzungsschwere oder –musters. Die später versorgten Patienten waren jedoch älter als die, die innerhalb von 24 h an der Wirbelsäule operiert wurden (48,0±18,5 vs. 43,5±16,2 Jahre; p=0,211). Die spätere operative Versorgung resultierte in einer prolongierten intensivmedizinischen und insgesamt stationären Behandlung.

Keine Unterschiede waren dagegen bei der Inzidenz des SIRS, des ARDS oder des multi organ dysfunction syndrome nachweisbar. Auch auf die Mortalität hatte der Versorgungszeitpunkt keinen Einfluss.

Schlussfolgerung: Offensichtlich haben das Verletzungsmuster und die Verletzungsschwere keinen Einfluss auf die Planung und Durchführung der operativen Therapie von Wirbelsäulenverletzungen. Eine frühe operative Stabilisierung führt nicht zu einer erhöhten Inzidenz von Komplikationen oder der Mortalität. Eine Verzögerung der operativen Therapie resultiert jedoch in einer verlängerten intensivmedizinischen Behandlung und Liegedauer.