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Biomechanische Stabilitätsprüfung einer neuen winkelstabilen, anatomisch vorgeformten Platte am Processus coronoideus ulnae
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Veröffentlicht: | 26. April 2013 |
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Einleitung: Aus unbefriedigenden klinischen Erfahrungen mit der Versorgung von mehrfragmentären Frakturen des Processus coronoideus ulnae (PCU) insbesondere auch am osteoporotischen Knochen resultierte die Überlegung, eine anatomisch vorgeformte, winkelstabile Platte zu entwickeln. Dabei sollte diese Platte insbesondere durch eine flächenhafte Abstützung des PCU ein Verschieben des weichen Knochens verhindern. Außerdem sollte sie benachbarte anatomische Strukturen weitestgehend schonen und eine Refixation von Kapsel- und Bandstrukturen erleichtern. Ziel war die übungsstabile Osteosynthese.
Material und Methoden: Getestet wurde die neu entwickelte anatomisch vorgeformte, winkelstabile Titan-Platte (Koronoid-Platte, Fa. Litos, Germany) im Vergleich zu den zwei etablierten Osteosynthesen der retrograden Verschraubung mit 2 kanülierten Titan-Schrauben (ASNIS 4,0 mm, Fa. Stryker, Germany) und der konventionellen Mini-Stahlplatte (L-Plättchen 2+3 Hole, Fa. Synthes, Germany). Aus Gründen der besseren Reproduzierbarkeit, Vergleichbarkeit und Verfügbarkeit wurde statt eines humanen Knochenpräparates ein speziell für biomechanische Testungen produzierter, anatomisch geformter Kunstknochen (Fa. Sawbone, Sweden) verwendet. Dabei handelt es sich um einen Komposit-Kunstknochen der vierten Generation.
Ergebnisse: Nach Mittelwertbildung der Messergebnisse der jeweils 8 Proben zeigte sich, dass die höchste Steifigkeit mit 693 N/mm von der Koronoid-Platte, gefolgt von der AO-Platte mit 646 N/mm und den kanülierten Schrauben mit 249 N, erzielt wurde. Bei der Dauerfestigkeitsprüfung zeigte keine der Koronoid- oder AO-Platten ein Osteosynthese-Versagen. Drei der acht Schraubenosteosynthesen jedoch hielten der dynamischen Testung nicht stand. Die übrigen fünf Proben wiesen Fragmentbewegungen innerhalb der Toleranzgrenzen auf. Bei der Zerstörungsprüfung kam es bei den Schraubenosteosynthesen durchschnittlich bei 435 N, bei der konventionellen Stahlplatte bei 1157 N und bei der Koronoidplatte bei 1502 N zur irreversiblen Deformation der Osteosynthesen. Abbildung 1 [Abb. 1].
Schlussfolgerung: Mit der Koronoid-Platte ist eine signifikant stabilere Osteosynthese am Processus coronoideus ulnae möglich. Dies erscheint insbesondere bei osteoporotischem Knochen und/oder mehrfragmentären Frakturen vorteilhaft. Die Vorformung der Platte vermeidet Schwächungen des Implantates durch individuelles Verbiegen und ermöglicht eine Schonung des Ansatzes des Musculus brachialis und die Refixation von Gelenkkapsel und Bändern.