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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Macht eine Osteosynthesematerialentfernung heutzutage noch Sinn? Unerwartet häufiger Bakteriennachweis bei störendem Osteosynthesematerial

Meeting Abstract

  • Christiane Pietsch - Uniklinik Balgrist, Zürich
  • Clément Werner - Universitätsspital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich
  • Hans-Peter Simmen - Universitätsspital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich
  • Guido Wanner - Universitätsspital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich
  • Guido Bloemberg - Universitätsspital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich
  • Reinhard Zbinden - Universitätsspital Zürich, Klinik für Unfallchirurgie, Zürich

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch367

doi: 10.3205/13dgch367, urn:nbn:de:0183-13dgch3678

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Pietsch et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Aufgrund von verschiedenen Faktoren wird die Indikation zur Implantatentfernung heute zurückhaltender gestellt als früher. Patienten nach einer versorgten Fraktur mit einem Osteosynthesematerial sind lange Zeit beschwerdefrei und die Fraktur ist konsolidiert bzw. geheilt. In ca. 30 % der Fälle machen wir die Erfahrung, dass das Metall im Verlauf als störend empfunden wird und die Patienten zunehmend über Schmerzen bzw. Missempfindungen im Operationsgebiet und über dem Metall klagen. In diesem Zusammenhang sind wir der Frage nachgegangen, ob für die Schmerzsymptomatik ein low grade Infekt ursächlich sein könnte.

Material und Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Studie wurden im Zeitraum von Oktober 2010 bis April 2011 59 Patienten erfasst, welche planmässig zur Osteosynthesematerialentfernung aufgenommen wurden, die das Metall als störend empfinden und bei denen die Fraktur geheilt ist. Präoperativ wurden bei allen Patienten laborchemisch die Entzündungsparameter gemessen sowie ein Lokalstatus erhoben. Das entnommene Osteosynthesematerial wurde aseptisch in sterilen Boxen innerhalb von 24 Stunden in das mikrobiologische Labor eingeschickt. Mittels Sonikation wurden mögliche Mikroorganismen von der Metalloberfläche abgelöst. Die Lösung (Sonikat) wurde quantitativ kultiviert und mit der bakteriellen Breitspektrum-PCR analysiert. Zusätzlich wurden intraoperativ mind. eine Gewebeprobe entnommen, welche mittels Kultur und PCR mikrobiologisch analysiert wurde.

Ergebnisse: Ingesamt konnten 59 Patienten eingeschlossen werden. Bei 64% (n=39) der Patienten konnte ein Keim in Anreicherung bzw. Direktkultur oder in der PCR nachgewiesen werden. Die Sonikatkultur war in 13 Fällen positiv, wobei derselbe Keim mit der PCR (Spezifitätskontrolle) aus dem Sonikat zweimal (SKN) bestätigt wurde; In weiteren 4 dieser 13 Patienten wurde mit der PCR aus dem Sonikat ein anderer Keim (Propionibacterium acnes) nachgewiesen, welcher ebenfalls in einem Gewebe direkt kultiviert werden konnte.

Schlussfolgerung: Nach mikrobiologischen Kriterien konnten bei ca. 10% der Patienten ein signifikanter Keimnachweis erhoben werden, welcher mit einem low grade Infekt vereinbar wäre. Im Hinblick auf diese Ergebnisse sollte die Indikation zur Metallentfernung aus unfallchirurgischer Sicht grosszügiger gestellt werden.