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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Vermeidbare traumatische Todesfälle

Meeting Abstract

  • Claas T. Buschmann - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Rechtsmedizin, Berlin
  • Moritz Giesecke - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin
  • Klaus-Dieter Schaser - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin
  • Michael Tsokos - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Institut für Rechtsmedizin, Berlin
  • Norbert P. Haas - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin
  • Christian Kleber - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Centrum für Muskuloskeletale Chirurgie, Berlin

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch366

doi: 10.3205/13dgch366, urn:nbn:de:0183-13dgch3662

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Buschmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der unfallbedingte Tod ist die dritthäufigste Todesursache in den westlichen Industrieländern. Durch kontinuierliche Innovationen in Notfall- und Intensivmedizin konnte die Traumaletalität in den letzten Jahrzehnten in Deutschland gesenkt werden. Ziel der Untersuchung war die Analyse aller Trauma-assoziierten Todesfälle im Land Berlin hinsichtlich Vermeidbarkeit.

Material und Methoden: Prospektive Observationsstudie: Identifikation aller primären Traumatoten in Berlin 2010 (n=440). Ausgeschlossen: Verbrennung, Ertrinken, Erhängen und Traumapatienten, die im klinischen Verlauf an Grunderkrankungen bzw. nicht unmittelbar Trauma-assoziierten Komplikationen verstarben. Datengrundlage: Polizei- und Krankenhausakten, Obduktionsprotokolle. Fallbeurteilung durch ein interdisziplinäres Review-Komitee angelehnt an Shackford et al.: nicht vermeidbar (NV), potentiell vermeidbar (PV), vermeidbar (V).

Ergebnisse: Eine Obduktion erfolgte in 60% (n=264). 84,4% (n=224) der traumatischen Todesfälle wurden als NV eingestuft, 9,1% (n=24) als PV und 6,1% (n=16) als V. 62,5% (n=10) der V und 95,8% (n=23) der PV passierten präklinisch. Die Inzidenz von Schädelhirntraumata war bei PV und V signifikant geringer als bei den NV. Verbluten war bei PV und V häufiger die Todesursache als bei NV (67,5% vs. 12,9%). Von den PV waren 37,9% (n=9) Gewaltverbrechen und jeweils 29,2% (n=7) Suizide und unbeobachtetes Trauma. In 4 Fällen verstarben Pat. nach stationärer Aufnahme an nicht erkannten innere Blutungen. 2 Pat. verstarben präklinisch aufgrund insuffizienter Blutstillung. Bei 4 der als V eingestuften Fälle lag ein nicht diagnostizierter / nicht entlasteter Spannungspneumothorax vor. Bei 2 weiteren Pat. wurden letale Beckenfrakturen übersehen.

Schlussfolgerung: Die Traumasterblichkeit in Berlin ist, verglichen mit der Literatur, sehr niedrig. Trotzdem wurden 6,1% der obduzierten traumatischen Todesfälle als vermeidbar eingestuft. Durch präklinische Dekompression bei Spannungspneumothorax, präklinisches Management externer Blutungen und den diagnostischen Ausschluss innerer Blutungen kann die Traumaletalität weiter gesenkt werden. Hauptansatzpunkt bleibt Prävention, da die große Mehrheit der Traumatoten primär an nicht überlebbaren Verletzungen verstirbt, die auch durch optimales Management nicht behandelbar sind. Der geringe Anteil (potenziell) überlebbarer Verletzungen spricht für eine hohe Qualität der Traumaversorgung.