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Das Verfahren nach Masquelet zur Rekonstruktion von knöchernen Defekten am Beispiel einer Schussfraktur des proximalen Oberschenkels
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Veröffentlicht: | 26. April 2013 |
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Einleitung:Die Behandlung von knöchernen Defekten der Extremitäten stellt den Unfallchirurgen immer wieder vor neue Herausforderungen. Insbesondere der Militärchirurg muss sich zunehmend dieser Problematik stellen, da er aufgrund der robusteren Einsatzbedingungen zunehmend mit Schuss- und Explosionsverletzungen konfrontiert wird. Aufgrund der obligaten Kontamination ist ein strukturiertes und patientenadaptiertes Vorgehen unabdingbar, um diesen besonderen Verletzungsentitäten gerecht zu werden.
Mit der Technik nach Masquelet, die anhand eines aktuellen Fallbeispiels aus dem Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz dargestellt wird, steht in der breiten Palette der knöchernen Rekonstruktionsmöglichkeiten ein Verfahren zur Verfügung mit dem auch infizierte langstreckige knöcherne Defekte therapiert werden können.
Material und Methoden: Der Patient zog sich im Rahmen von Kampfhandlungen am 30.07.2011 eine mehrfragmentäre Schussfraktur des proximalen Femurs zu, die zunächst mittels Fixateur externe stabilisiert wurde. Nach mehrmaligen second look Operationen mit Knochen- und Weichteildebridement im Rahmen des programmierten Wundmanagements, MESH-Graft-Transplantation und PMMA-Ketteneinlage erfolgte aufgrund der Infektion mit ESBL-Enterobacter cloacae und MRSA die Entscheidung zur Durchführung des Verfahrens nach Masquelet unter flankierender Antibiose. Am 05.12.2011 erfolgte nach erneutem Knochendebridement das Auffüllen des 10 cm langen Defektes mit einem vancomycinhaltigen Zementplatzhalter. Die dadurch am Zement-Weichteil-Übergang entstehende Membran, enthält Zellen, die Wachstumsfaktoren, wie z.B. bone morphogenetic protein-2 (BMP-2) und transforming growth factor β-1 (TGF β-1) produziert, die die knöcherne Durchbauung der frühestens nach 6 Wochen durchzuführenden Spongiosaplastik fördern. In der im Verlauf durchgeführten Punktion der Defektzone konnte kein Keimnachweis erbracht werden, so dass am 25.01.2012 der Verfahrenswechsel mit Implantation eines Plattenfixateurs („Non-Contact Bridging“, Fa. Zimmer) und Anti-Rotationsplatte (13-Loch-LCDCP) sowie Spongiosaplastik und Applikation von GPS (Gravitational Platelet Separation System, Fa. Biomet) erfolgen konnte.
Ergebnisse: Im weiteren Verlauf zeigte sich eine beginnende knöcherne Durchbauung der Defektstrecke bei Infektfreiheit. Aktuell belastet der Patient voll.
Schlussfolgerung: Die Technik nach Masquelet ist ein Verfahren, das auch in der Rekonstruktionschirurgie von infizierten Schussbrüchen mit langstreckigem Defekt angewendet werden kann, da mit ihm auch ein zuverlässiger Durchbau erzielt werden kann und somit eine Alternative auch zu vaskularisierten Knochentransplantaten darstellt.