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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Langzeitergebnisse der peripheren Nervenstimulation bei chronischen Leistenschmerzen – was wissen wir nach 10 Jahren? Eine prospektive Studie

Meeting Abstract

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  • Matthias Winkelmüller - Friederikenstift Hannover, Neurochirurgie, Hannover

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch353

doi: 10.3205/13dgch353, urn:nbn:de:0183-13dgch3536

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Winkelmüller.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Rate an chronischen Schmerzsyndromen nach Leistenoperationen ist mit 30-60% nicht ganz unerheblich. Im Langzeitverlauf berichten 11 % der Patienten über starke bis sehr starke Schmerzen. Geschildert wird häufig ein brennend-ziehender Schmerz mit Ausstrahlung in die Schamregion und in den proximalen Oberschenkel, gemäß dem anatomischen Versorgungsgebietes des geschädigten Nerven. Oftmals resultiert ein verselbständigtes Schmerzsyndrom, welches nicht mehr weiteren ursächlichen operativen Interventionen oder einer medikamentösen Therapie zugänglich ist.

Material und Methoden: Dieses therapeutische Dilemma kann durch die subkutane periphere Nervenstimulation (sPNS) gelöst werden. Hierbei wird zunächst eine Stabelektrode perkutan in das Subkutangewebe zum Ort der Triggerzone vorgeschoben. Das schmerzhafte Gebiet sollte durch die Reizparästhesien vollständig überdeckt werden, eine vorbestehende Allodynie kann oftmals sogleich gebessert werden. Nach erfolgreicher Testphase wird schließlich ein Reizgenerator in eine subkutane Tasche des Abdomens implantiert.

Ergebnisse: In dieser prospektiven Studie werden 21 implantierte Patienten mit einer Nachuntersuchungszeit von bis zu 10 Jahren vorgestellt. Von diesen Patienten hatten 16 Patienten (76%) einen guten Langzeiteffekt. 5 Patienten (24%) wurden als Langzeit-Versager eingestuft (4 Patienten berichteten über eine spätere Ineffektivität trotz korrekt einstrahlender Reizparästhesien bei vorangeschrittener bio-psycho-sozialer Schmerzchronifizierung, bei einem weiteren Patient wurde in einem auswärtigen Krankenhaus kein geeignetes „Trouble-Shooting“ durchgeführt). Es traten 4 Elektrodenrevisionen auf (Elektrodenbrüche in 2 Pat und veränderte Reizparästhesien in 2 weiteren Pat). 1 Generator wurde aufgrund eines technischen Defekts nach einer Kernspintomographie-Untersuchung ausgewechselt und 2 Generatoren wurden wegen einer lokalen Gewebsreizung versetzt. Schadensersatzansprüche gegen den erstbehandelnden Chirurgen wurden in 6 Fällen (29%) geltend gemacht.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser bislang grössten Studie über die periphere Neurostimulation bei chronischem Leistenschmerz sind vielversprechend. Aufgrund der guten Ansprechrate sollte daher bei einem verselbständigten Schmerzsyndrom die Möglichkeit der Schmerzmodulation durch implantierbare Stimulationssonden geprüft werden, noch bevor eine biologisch-/psycho-soziale Schmerzchronifizierung mit längerer Arbeitsunfähigkeit und frühzeitiger Berentung eingesetzt hat. Dieses bisher noch weitgehend unbekannte Therapiekonzept der Neuromodulation ist ein schonendes und reversibles Verfahren, welches unter Abwägung aller Behandlungsoptionen in einem spezialisierten Zentrum von erfahrenen Chirurgen durchgeführt werden sollte.