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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Erste Anwendungen der Pressurized IntraPeritoneal Aerosol Chemotherapy (PIPAC) am Menschen

Meeting Abstract

  • Wiebke Solaß - Ruhr-Universität Bochum, Institut für Pathologie, Bochum
  • Urs Pabst-Giger - Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Chirurgie, Marienhospital, Herne
  • Jürgen Zieren - Ruhr-Universität Bochum, Klinik für Chirurgie, Marienhospital, Herne
  • Marc André Reymond - Ruhr-Universität Bochum, Institut für Pathologie, Bochum

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch307

doi: 10.3205/13dgch307, urn:nbn:de:0183-13dgch3078

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Solaß et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Pressurized IntraPeritoneal Aerosol Chemotherapy (PIPAC) ist ein neues Therapieverfahren zur Behandlung der Peritonealkarzinose (PC), welches die Chemotherapeutika in Form eines Aerosols unter Druck direkt in die Peritonealhöhle appliziert. Es wurde bereits am Tiermodell und ex-vivo gezeigt, dass die PIPAC die Biodisponibilität der Chemotherapie im Vergleich zur intraperitonealen Lavage verbessert. Jetzt werden die ersten Ergebnisse am Menschen vorgestellt.

Material und Methoden: Im Rahmen von zugelassenen Heilversuchen wurden zwischen November 2011 und August 2012 29 PIPAC-Prozeduren an 15 Patienten mit therapieresistenter PC (Magen, Ovar, Appendix) und einer Lebenserwartung von < 6 Wochen durchgeführt. Während einer Laparoskopie in 2-Trokar Technik wurde ein Aerosol aus Doxorubicin 7,5 mg/m2 und Cisplatin 1,5 mg/m2 KOF bei einem Druck von 12 mmHg für 30 min bei 37 °C appliziert.

Ergebnisse: Es kam zu keiner perioperativen Komplikation. Ein Patient (ASA 4, Karnowsky 20%) starb postoperativ. Wenn PIPAC mit zytoreduktiver Chirurgie (CRS) kombiniert wurde (n=4) kam es zu 3 postoperativen Darmperforationen (CTAE 4). Bei den anderen Patienten wurden lediglich 2x Nebenwirkungen Grad >2 CTAE registriert und sie wurden zwischen dem 2-5. postoperativen Tag entlassen. Acht Patienten erhielten eine erneute PIPAC-Applikation nach 4-6 Wochen und konnten hinsichtlich einer Tumorregression untersucht werden. Es konnten kaum Adhärenzen nachgewiesen werden. Makroskopisch und mikroskopisch wurde in 6 Patienten eine partielle, in 2 Patienten eine komplette Tumorregression festgestellt. Mittleres postoperatives Überleben beträgt 154 Tage, eine Patientin lebt nach 303 Tagen mit einer maximalen Lebensqualität (QLQ30, EORTC).

Schlussfolgerung: PIPAC allein ist möglich, sicher, gut verträglich und mit geringem operativen Trauma verbunden, was in der palliativen Situation vorteilhaft ist. PIPAC sollte nicht mit CRS kombiniert werden. PIPAC kann wiederholt werden, was zu einer efffizienten Chemotherapie beiträgt und die objektive Beurteilung der Tumorregression ermöglicht. PIPAC kann eine Regression der PC auch im therapieresistenten Stadium induzieren, bei locoregionaler Applikation von 10% einer normalen systemischen Dosis.