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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Ist die tiefe Enukleation von kleinen Tumoren des Pankreas gerechtfertigt?

Meeting Abstract

  • Kristin Dietzel - Uniklinikum Marburg, Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Marburg
  • Massimo Falkoni - Università degli Studi di Verona, U.O.C. Chirurgia B, Verona
  • Stefano Partelli - Università degli Studi di Verona, U.O.C. Chirurgia B, Verona
  • Jens Waldmann - Uniklinikum Marburg, Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Marburg
  • Stefano Crippa - Università degli Studi di Verona, U.O.C. Chirurgia B, Verona
  • Volker Fendrich - Uniklinikum Marburg, Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Marburg
  • Detlef Klaus Bartsch - Uniklinikum Marburg, Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Marburg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch288

doi: 10.3205/13dgch288, urn:nbn:de:0183-13dgch2881

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Dietzel et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Aktuell wird eine Enukleation von potentiell benignen Pankreastumoren lediglich bei einer Entfernung von ≥3mm zum Ductus pancreaticus (DP) empfohlen. Die vorliegende Studie vergleicht das Outcome von Patienten nach Enukleation hinsichtlich ihrer Entfernung zum DP.

Material und Methoden: Von 60 Patienten, bei denen aufgrund von kleinen (<30mm), potentiell benignen Tumoren des Pankreas eine Enukleation durchgeführt wurde, wurden die klinischen Daten, inklusive der Komplikationen und der Heilungsrate, prospektiv erfasst und retrospektiv ausgewertet. Die Patienten wurden in zwei Gruppen, die tiefe Enukleation (TE; Distanz <3mm) und die Standard-Enukleation (SE; Distanz >3mm), was durch intraoperativen Ultraschall (IOUS) bestimmt wurde, eingeteilt.

Ergebnisse: Von 60 Patienten (21 Männer, 39 Frauen) hatten eine 30 eine TE und 30 eine SE mit IOUS erhalten. Die häufigste Indikation zur Operation waren pankreatische NETs (93%) mit einer medianen Tumorgröße von 16mm (7-30). In beiden Gruppen zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede hinsichtlich Alter, Tumorgröße, Pathologie und Schnitt-Naht-Zeit. Komplikationen erlitten 24/30 (80%) Patienten in der TE-Gruppe und 15/30 (50%) der SE-Gruppe (p=0.029); die Mortalität lag in beiden Gruppen bei 0%. Die häufigste Komplikation waren Pankreasfisteln (POPF), welche nach TE bei 21/30 (70%) und nach SE bei 9/30 (30%) auftraten (p=0.004). Insbesondere die klinisch relevanten Grad B- und C-Fisteln traten häufiger in der TE-Gruppe auf (20/30 vs. 7/30; p=0.002). Die uni- und multivariate Analyse ermittelte eine Distanz zum DP < 3mm als einzigen negativen Prädiktor zur Entwicklung einer POPF. Hinsichtlich anderer postoperativen Komplikationen zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen SE und TE. Bis auf 2 Patienten, welche an Metastasen eines Gastrinoms ohne Lokalrezidiv verstarben, waren alle Patienten nach einer medianen Nachbeobachtung von 31 Monaten (3-235) rezidivfrei.

Schlussfolgerung: Die tiefe Enukleation von kleinen, potentiell benignen Pankreastumoren erscheint gerechtfertigt, um möglichst viel Pankreas zu erhalten. Allerdings ist das Risiko für eine klinisch relevante Pankreasfistel erhöht, worüber der Patient aufgeklärt werden sollte.