gms | German Medical Science

130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Dynamik der Blutzuckerregulation nach partieller Pankreasresektion – eine prospektive Beobachtungsstudie

Meeting Abstract

  • Florian Ehehalt - Universitätsklinikum, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden
  • Dorothée Sturm - Universitätsklinikum, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden
  • Marius Distler - Universitätsklinikum, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden
  • Hans Detlev Saeger - Universitätsklinikum, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden
  • Michele Solimena - Universitätsklinikum, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden
  • Stephan Kersting - Universitätsklinikum, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden
  • Robert Grützmann - Universitätsklinikum, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch286

doi: 10.3205/13dgch286, urn:nbn:de:0183-13dgch2868

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Ehehalt et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung: Eine chirurgische Reduktion des Bauchspeicheldrüsen-Parenchyms führt zu einer Reduktion der insulin- und glukagonproduzierenden Zellen und stellt damit einen Eingriff in den Blutzuckerhaushalt dar.

Der Einfluss einer partiellen Pankreasresektion auf die Blutzuckerregulation ist aufgrund zahlreicher Kovariablen sehr komplex und bisher schlecht charakterisiert.

Ziel dieser Studie war es, klinisch-pathologische Einflussgrößen auf die Dynamik der Blutzuckerhomöostase nach partieller Pankreasresektion zu identifizieren.

Material und Methoden: 65 konsekutive Patienten wurden unmittelbar vor und drei Monate nach partieller Pankreatektomie (9 Linksresektionen; 10 duodenum-erhaltende Kopfresektionen und 46 PPPDs) entsprechend der Nüchternglukosewerte bzw. eines oralen Glukosetoleranztestes in vier Kategorien eingeteilt: normale; gestörte; pathologische Glukosetoleranz und Diabetes. Dementsprechend wurde jeder Patient einer Gruppe zugeteilt: (1) Verbesserte Blutzuckerregulation, wenn ein postoperativer Wechsel in eine niedriger Kategorie vorlag; (2) stabile Blutzuckerregulation, bei gleicher prä- und postoperativer Kategorie und (3) verschlechterte Blutzuckerregulation, wenn postoperativ eine höhere Kategorie erreicht wurde.

Eine explorative Datenanalyse bezüglich der Assoziation klinisch-pathologischer Variablen mit der Dynamik der Blutzuckerregulation wurde durchgeführt.

Ergebnisse: 20% der Patienten zeigten eine verschlechterte und 21,5% eine verbesserte Glukoseregulation. Die Histologie ergab bei 27,7% der Patienten eine chronische Pankreatitis, bei 16,9% einen benignen und bei 55,4% einen malignen Tumor.

Eine postoperativ verbesserte Glukoseregulation war assoziiert mit (1) der Resektion maligner Tumoren; (2) einer kurzzeitig (<6 Monate) bestehenden Blutzuckerdysregulation; (3) präoperativ hohen Tumormarkern (Ca19-9, CEA); (4) präoperativ erhöhten Lipase- und Bilirubinwerten im Serum.

Interessanterweise zeigte die Berechnung der prä- und postoperativen HOMA-Indices, dass die verbesserte Blutzuckerregulation nicht auf eine verbesserte Insulinausschüttung, sondern auf die erniedrigte periphere Insulinresistenz zurück zu führen ist. Die postoperative Entwicklung des Körpergewichts scheint dabei keinen Einfluss zu haben.

Schlussfolgerung: Die Daten legen die Existenz einer malignitäts-induzierten Dysregulation des Blutzuckerhaushaltes nahe, die (1) zeitlich mit der Diagnose der Pankreaspathologie koinzidiert, (2) reversibel nach Tumorresektion ist, (3) mit präoperativ erhöhten Tumormarkern und Cholestase-/Pankreatitismarkern assoziiert ist und (4) deren Reversibilität vor allem auf einer Erniedrigung der peripheren Insulinresistenz beruht.