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Trends und Disparitäten in der Therapie des Ösophaguskarzinoms in Bayern 2002-2009: eine bevölkerungsbezogene Studie mit 8362 Patienten
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Veröffentlicht: | 26. April 2013 |
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Einleitung: Die von Schwerpunktzentren veröffentlichten Daten zur Behandlung des Ösophaguskarzinoms sind durch Patientenselektion beeinflusst und spiegeln die Versorgungsrealität vermutlich nur bedingt wieder. Wir evaluierten Inzidenz und Therapie des Ösophagus- und Kardiakarzinoms anhand populationsbezogener Daten des bayerischen Krebsregisters.
Material und Methoden: Aus dem bevölkerungsbezogenen Krebsregister Bayerns wurden für die Jahre 2002–2009 insgesamt 8362 Patienten mit Ösophagus- oder Kardiakarzinom identifiziert. Jährliche Inzidenz-, Resektions- und Überlebensraten, sowie Daten zur Chemo- und Strahlentherapie wurden ausgewertet. Mittels multivariater Analyse wurden die unabhängigen Prädiktoren des Unterlassens einer chirurgischen Therapie identifiziert.
Ergebnisse: Die Inzidenz des Ösophagus- und Kardiakarzinoms stieg in Bayern in den Jahren 2002 bis 2009 von 9,3 auf 10,0 / 100,000. Der Großteil der Patienten ist männlich, das Durchschnittsalter beträgt 66 Jahre. Fast 50% der Patienten hatten bei Diagnosestellung ein nicht-metastasiertes Tumorstadium. Die relative Häufigkeit eines Adenokarzinoms stieg im Evaluationszeitraum nur gering von 50% auf 53% an. Während im Untersuchungszeitraum der Anteil der Patienten mit operativer Therapie (ca 40%) und Chemotherapie (ca 30%) konstant blieb, sank der Einsatz der Strahlentherapie deutlich von 27% auf 19% aller Patienten (p<0,001). Das 5-Jahres-Überleben lag bei 20%. Die mediane Überlebenszeit für Patienten im nicht-metastasierten Tumorstadium war nach operativer Therapie mehr als doppelt so lange als für die nicht operierte Patientengruppe (34 Monate vs. 14 Monate; p<0.001). Patienten mit höherem Lebensalter oder Plattenepithelkarzinom wurde signifikant seltener operativ therapiert als jüngere Patienten und Patienten mit Adenokarzinom des Ösophagus oder der Kardia.
Schlussfolgerung: Die Inzidenz des Ösophagus- und Kardiakarzinoms stieg in Bayern in den letzten Jahren leicht an. Die chirurgische Therapie bietet bei nicht-metastasierten Tumoren mehr als doppelt so lange Überlebenszeiten als alle nicht-operativen Verfahren, kommt aber nach wie vor zu selten zum Einsatz. Dies gilt insbesondere für Patienten im höheren Lebensalter und Patienten mit Plattenepithelkarzinom des Ösophagus.