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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Trends und Disparitäten in der Therapie des Ösophaguskarzinoms in Bayern 2002-2009: eine bevölkerungsbezogene Studie mit 8362 Patienten

Meeting Abstract

  • Attila Dubecz - Klinikum Nürnberg, Chirurgie, Nürnberg
  • Norbert Solymosi - Szent István Universität, Veterinär-Medizinische Fakultät, Budapest
  • Michael Schweigert - Klinikum Nürnberg, Chirurgie, Nürnberg
  • Rudolf-Johannes Stadlhuber - Klinikum Nürnberg, Chirurgie, Nürnberg
  • Martin Meyer - Bevölkerungsbezogenes Krebsregister Bayern, Erlangen
  • Hubert J. Stein - Klinikum Nürnberg, Chirurgie, Nürnberg

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch239

doi: 10.3205/13dgch239, urn:nbn:de:0183-13dgch2397

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Dubecz et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die von Schwerpunktzentren veröffentlichten Daten zur Behandlung des Ösophaguskarzinoms sind durch Patientenselektion beeinflusst und spiegeln die Versorgungsrealität vermutlich nur bedingt wieder. Wir evaluierten Inzidenz und Therapie des Ösophagus- und Kardiakarzinoms anhand populationsbezogener Daten des bayerischen Krebsregisters.

Material und Methoden: Aus dem bevölkerungsbezogenen Krebsregister Bayerns wurden für die Jahre 2002–2009 insgesamt 8362 Patienten mit Ösophagus- oder Kardiakarzinom identifiziert. Jährliche Inzidenz-, Resektions- und Überlebensraten, sowie Daten zur Chemo- und Strahlentherapie wurden ausgewertet. Mittels multivariater Analyse wurden die unabhängigen Prädiktoren des Unterlassens einer chirurgischen Therapie identifiziert.

Ergebnisse: Die Inzidenz des Ösophagus- und Kardiakarzinoms stieg in Bayern in den Jahren 2002 bis 2009 von 9,3 auf 10,0 / 100,000. Der Großteil der Patienten ist männlich, das Durchschnittsalter beträgt 66 Jahre. Fast 50% der Patienten hatten bei Diagnosestellung ein nicht-metastasiertes Tumorstadium. Die relative Häufigkeit eines Adenokarzinoms stieg im Evaluationszeitraum nur gering von 50% auf 53% an. Während im Untersuchungszeitraum der Anteil der Patienten mit operativer Therapie (ca 40%) und Chemotherapie (ca 30%) konstant blieb, sank der Einsatz der Strahlentherapie deutlich von 27% auf 19% aller Patienten (p<0,001). Das 5-Jahres-Überleben lag bei 20%. Die mediane Überlebenszeit für Patienten im nicht-metastasierten Tumorstadium war nach operativer Therapie mehr als doppelt so lange als für die nicht operierte Patientengruppe (34 Monate vs. 14 Monate; p<0.001). Patienten mit höherem Lebensalter oder Plattenepithelkarzinom wurde signifikant seltener operativ therapiert als jüngere Patienten und Patienten mit Adenokarzinom des Ösophagus oder der Kardia.

Schlussfolgerung: Die Inzidenz des Ösophagus- und Kardiakarzinoms stieg in Bayern in den letzten Jahren leicht an. Die chirurgische Therapie bietet bei nicht-metastasierten Tumoren mehr als doppelt so lange Überlebenszeiten als alle nicht-operativen Verfahren, kommt aber nach wie vor zu selten zum Einsatz. Dies gilt insbesondere für Patienten im höheren Lebensalter und Patienten mit Plattenepithelkarzinom des Ösophagus.