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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Die Wartezeit, nicht der Donor-Risk-Index, ist eine bestimmende Variable für das Outcome nach Lebertransplantation bei Patienten mit einem lab-MELD > 35

Meeting Abstract

  • Falk Rauchfuss - Universitätsklinikum Jena, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena
  • Ahmed Zidan - Universitätsklinikum Jena, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena
  • Astrid Bauschke - Universitätsklinikum Jena, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena
  • Utz Settmacher - Universitätsklinikum Jena, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch196

doi: 10.3205/13dgch196, urn:nbn:de:0183-13dgch1961

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Rauchfuss et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Durch den steigenden Mangel an Spenderorganen in Mitteleuropa werden zur Zeit vor allem Patienten mit sehr hohen lab-MELD-Scores transplantiert. Dies wird durch einen Anstieg der Wartezeit weiter verkompliziert. Ziel dieser Studie war eine Analyse von Patienten, die mit einem lab-MELD > 35 an unserem Zentrum lebertransplantiert wurden.

Material und Methoden: Seit Einführung des MELD-Scores im Eurotransplant-Gebiet (Dezember 2006), wurden bis Ende August 2011 45 Patienten mit einem lab-MELD > 35 an unserem Zentrum transplantiert. Wir haben das 6-Monats-Outcome mit den Spenderdaten (insbesondere dem Donor-Risk-Index), dem Zustand des Empfängers vor der Transplantation sowie dem Zeitintervall zwischen Erreichen des hohen MELD-Scores und der realisierten Transplantation verglichen.

Ergebnisse: Das 1-Jahres-Überleben unserer Patienten betrug 68,8 %. Die Wartezeit der überlebenden Patienten war, im Vergleich zu den verstorbenen Empfängern, signifikant kürzer (Median Wartezeit Überlebende: 2 ± 1,88 Tage; Median Wartezeit Verstorbene: 4 ± 2,42 Tage; p = 0,049). Der Donor-Risk-Index zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen überlebenden und verstorbenen Patienten (Median DRI Überlebende: 1,72 ± 0,4; Median DRI Verstorbene: 1,89 ± 0,33; p = nicht signifikant). Die Analyse des Empfängerzustands vor der Transplantation (unter besonderer Berücksichtigung der Trias Dialyse, Beatmung und Katecholamintherapie) zeigte keine Korrelation mit dem Outcome. Eine multivariate Analyse zeigte, dass die Wartezeit die einzige unabhängige Variable für das 1-Jahres-Outcome darstellte.

Schlussfolgerung: Das Outcome nach Lebertransplantation bei Patienten mit hohen MELD-Scores ist schlechter als jenes von Patienten mit niedrigeren lab-MELD-Scores. In unseren Daten war das Zeitintervall zwischen Erreichen des hohen MELD-Scores und der realisierten Transplantation die Outcome-bestimmende Variable. Die Spenderorganqualität, reflektiert im Donor-Risk-Index, erbrachte keine Unterschiede im Outcome. Bei dem aktuell bestehenden Organmangel legen unsere Ergebnisse nahe, dass bei Patienten mit einem hohen lab-MELD-Score eher ein marginales Organ akzeptiert werden sollte, als seine längere Wartezeit in Kauf zu nehmen.