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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Stellenwert des laparoskopischen 1-Anastomosen-Magenbypass in der Adipositaschirurgie

Meeting Abstract

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  • Karl Rheinwalt - St. Franziskus-Hospital Köln, Dept. Adipositaschirurgie u. metabolische Chirurgie, Köln

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch195

doi: 10.3205/13dgch195, urn:nbn:de:0183-13dgch1959

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Rheinwalt.
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Gliederung

Text

Einleitung: Mögliche Alternative zum Roux-Y-Magenbypass ist seit 1997 der sogenannte 1-Anastomosen-Gastric-Bypass. Trotz vermeintlich schnellerer, weniger invasiver und komplikationsärmerer Operation bei gleichzeitig hervorragenden Langzeitergebnissen hat sich das Verfahren besonders in Deutschland bislang nicht durchgesetzt. Gallereflux, eventuelle Kanzerogenität und Anastomosenulcera werden befürchtet. Aufgrund der doch immer deutlicher werdenden Vorteile des Verfahrens und zunehmender internationaler Verbreitung erscheint eine kritische und vorurteilsfreie Bewertung dieses Verfahrens auch in Deutschland überfällig.

Material und Methoden: Die wesentlichen Ergebnisse in der Literatur werden bewertet. Die in der eigenen Klinik seit 6/2011 durchgeführten 1-Anastomosen-Magenbypässe werden hinsichtlich der perioperativen Daten und der Langzeitnachsorge prospektiv erfasst und vorgestellt. Der klinikinterne Indikationsalgorithmus für die Auswahl dieses Operationsverfahrens wird präsentiert. Aus publizierten und eigenen Ergebnissen wird versucht, den möglichen zukünftigen Stellenwert des Verfahrens für die deutsche Adipositaschirurgie einzuschätzen.

Ergebnisse: Bisher wurden nach eigener Einschätzung weltweit maximal 20.000 1-Anatomosen-Magenbypässe durchgeführt. Die OP-Zeiten sind kürzer als beim Roux-Y-Magenbypass, die perioperative Morbidität ist tendenziell niedriger und die begrenzt vorliegenden 10-Jahres-Ergebnisse zeigen sogar einen höheren Übergewichtsverlust. Das mögliche biliäre Refluxproblem scheint überwiegend ein Säurerefluxproblem zu sein (wie beim sleeve), so daß diesbezüglich nur in ca. 1% mit einer operativen Revision zu rechnen ist. Die Ulkusrate (ca. 5%) liegt auf gleichem Niveau wie beim Roux-Y-Verfahren. Das theoretische Karzinomrisiko läßt sich aus der Literatur zur BII-Rekonstruktion aus anderer Indikation (Ulkuskrankheit, distales Magenkarzinom) und unter Berücksichtigung des Stellenwertes von Helcobacter pylori und alimentärer Faktoren weitgehend ausschließen.

In der eigenen Klinik wurden bisher über 40 laparoskopische 1-Anastomosen-Bypässe mit vergleichbarer perioperativer Morbidität zum eigenen Roux-Y-Kollektiv angelegt. Die 30-Tages-Mortalität war 0,0%. Die Operationszeiten sind ca. 30 Minuten kürzer, der Materialaufwand niedriger, die postoperative Rekonvaleszenzphase erscheint leicht verkürzt. Eigene Langzeitergebnisse liegen noch nicht vor.

Schlussfolgerung: Das 1-Anastomosen-Magenbypassverfahren wird in Deutschland bislang zu Unrecht ins Abseits gestellt. Es ist eine relativ rasch erlernbare, komplikationsarme und effektive bariatrische Operation, welche restriktive, hormonelle und malresorptive Wirkmechanismen kombiniert und sowohl als Primäroperation als auch als REDO-Option geeignet ist. Die bisherigen internationalen Ergebnisse sind erfolgversprechend. Eine prospektiv-randomisierte Langzeitstudie im Vergleich zum Roux-Y-Magenbypass erscheint überfällig.