gms | German Medical Science

130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Ergebnisse einer internetbasierten Umfrage zu HNPCC/Lynch Syndrom

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Ralph Schneider - Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Visceral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Marburg
  • Claudia Schneider - HELIOS St. Josefs-Hospital Bochum-Linden, Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie, Koloproktologie, Bochum-Linden
  • Gabriela Möslein - HELIOS St. Josefs-Hospital Bochum-Linden, Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie, Koloproktologie, Bochum-Linden

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch036

doi: 10.3205/13dgch036, urn:nbn:de:0183-13dgch0368

Veröffentlicht: 26. April 2013

© 2013 Schneider et al.
Dieser Artikel ist ein Open Access-Artikel und steht unter den Creative Commons Lizenzbedingungen (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.de). Er darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, vorausgesetzt dass Autor und Quelle genannt werden.


Gliederung

Text

Einleitung: Kenntnisse zu einer erblichen kolorektalen Karzinomveranlagung sollten heute bei Ärzten verschiedener Fachrichtungen vorausgesetzt werden können. Gründe hierfür sind die Häufigkeit der Disposition ebenso wie die veränderte Risikokonstellation für Betroffene und die Risikoerfassung der erstgradigen Verwandten. Ziel dieser Befragung war es, das Wissen zu HNPCC/Lynch Syndrom bei Ärzten zu analysieren.

Material und Methoden: Es wurde ein internetbasierter Online-Fragebogen mit 22 Fragen erstellt und zwischen Juni und September 2012 an Ärzte (primär Chirurgen) in Deutschland als Link in Mails (CACP, DGK, VKRR) verteilt. Die Beantwortung des Fragebogens war anonym.

Ergebnisse: Der Fragebogen wurde von 69 Ärzten beantwortet. 20,3% der Befragen waren Assistenzärzte, 43,5% Oberärzte, 23,2% Chefärzte und 13,0% niedergelassene Fachärzte. 89,9% der Befragten gaben an, schon einmal einen Patienten mit HNPCC/Lynch Syndrom behandelt zu haben, wobei 56,1% den Eindruck hatten, dass diese Patienten über ihr erhöhtes Krebserkrankungsrisiko nicht ausreichend informiert waren. 62,9% der Befragen beantworteten die Frage nach der prozentualen Häufigkeit für HNPCC/Lynch-Syndrom mit 3-5% korrekt. Das Risiko für metachrone KRK trotz jährlicher Koloskopie wurde von 63,3% der Befragten mit <5% extrem unterschätzt! Nur 65,5% würden bei einem 35-jährigen Patienten, der die Bethesda-Kriterien erfüllt und einen MSI-H-Tumor hat, eine molekulargenetische Untersuchung der MMR-Gene empehlen. 80% würden sich bei abgeschlossener Familienplanung für eine simultane prophylaktische Hysterektomie entscheiden, 48% auch für eine Ovarektomie. 67.2% würden zum Zeitpunkt eines kolorektalen Erstkarzinoms eine erweiterte Resektion bevorzugen und dies obwohl die Rate an metachronen Karzinomen dramatisch unterschätzt wurde. Tabelle 1 [Tab. 1].

Schlussfolgerung: Die Risiko eines metachronen kolorektalen Karzinoms bei HNPCC/Lynch Syndrom sowie das Risiko für die Entwicklung von gynäkologischen Tumoren wird deutlich unterschätzt. Die von den Befragten bevorzugte erweiterte kolorektale Resektion von 67.2% spiegelt sich heute, auch in der revidierten Fassung der S3-Leitlinie nicht wieder. Der Kenntnisstand zu HNPCC/Lynch-Syndrom muss im Interesse der vielen Patienten, die unerkannt bleiben oder einer falschen Risikoeinschätzung durch behandelnde Ärzte unterliegen, dringend verbessert werden.