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Auswirkungen einer Erhöhung der intraoperativen Umgebungstemperatur und Luftfeuchtigkeit auf die intestinale Anastomosenheilung – Erste Ergebnisse mit einem neuen Kleintiermodell.
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Veröffentlicht: | 23. April 2012 |
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Einleitung: Die perioperative Aufrechterhaltung intraabdomineller Wärme und Feuchtigkeit ist ein Prinzip zur Minimierung des operativen Traumas und findet sich z.B. in der laparoskopischen Chirurgie. Diese Studie untersucht den Einfluss von veränderter intraoperativer Luftfeuchtigkeit und Umgebungswärme auf die intestinale Anastomosenheilung im Kleintiermodell.
Material und Methoden: 30 Wistar Ratten wurden in drei Gruppen randomisiert. Die Kontrollgruppe (Co) wurde unter Standardbedingungen (21°C, Raumluftfeuchtigkeit); Gruppe 2 (G2) bei 30°C und Gruppe 3 (G3) bei 37°C mit jeweils 60% Luftfeuchtigkeit im Kinderinkubator (Dräger) einer End-End Ileoileostomie unterzogen. Am 4. postoperativen Tag erfolgte die Reoperation und Erhebung der Komplikationsrate, Operationszeit, postoperativer Temperatur- und Gewichtskurve, Adhäsionen (semiquantitativ), Berstungsdrücke [mmHg] sowie Hydroxiprolingehalte [µg/g Trockengewicht] der Anastomose. Die zellulären Wundheilungsprozesse (Anzahl Neutrophile, Makrophagen, Lymphozyten, Mukosanekrosen, submukosales Bridging) wurden histologisch nach Verhofstad evaluiert. Signifikanzniveau: p<0.05.
Ergebnisse: Die perioperative Mortalität in allen Gruppen betrug 10%; Eine Anastomoseninsuffizienz trat in Co und G2 auf, nicht aber in G3. Operationsdauer, perioperativer Temperaturverlauf und zelluläre Wundheilungsscores aller Gruppen waren nicht signifikant unterschiedlich. Der Berstungsdruck war in Co und G2 mit durchschnittlich 81mmHg tendenziell höher als in G3 mit 57mmgHg. Korrespondierend war der Hydroxyprolingehalt der Anastomosen mit 26.9 µg/g in G3 am niedrigsten (Co und G2: 33 µg/g bzw. 44.5 µg/g). Co erreichte nach 2 Tagen wieder das Ausgangsgewicht, wobei G3 eine durchschnittliche Gewichtszunahme von knapp 40% (von prä-OP 200g auf 276g) zeigte. In den Versuchsgruppen zeigten sich tendentiell weniger Adhäsionen.
Schlussfolgerung: Die intraoperative Wärme- und Feuchtigkeitsapplikation führte zu keiner signifikanten Veränderung der Heilungsprozesse einer Dünndarmanastomose. Jedoch zeigen sich unter höherer Luftfeuchtigkeit und Umgebungstemperatur weniger Adhäsionen sowie eine raschere postoperative Erholung der Versuchstiere.Diese weltweit ersten Daten unseres neuen Kleintiermodells zeigen interessante Aspekte der intestinalen Anastomosenheilung und ermöglichen weiterführende Untersuchungen veränderter intraoperativer Bedingungen mit klinischem Bezug zur minimalinvasiven Chirurgie.