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Infektpseudarthrosen des Ober- und Unterschenkels: Erste mittelfristige Ergebnisse der multimodalen Infektbehandlung und Einsatz von vitalisiertem Allograft
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Veröffentlicht: | 23. April 2012 |
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Einleitung: Die Behandlung der Infektpseudarthrosen (IP) langer Röhrenknochen ist trotz moderner Frakturbehandlung problematisch. Nach Infektsanierung wird die Induktion der knöchernen Konsolidierung mit autologer Spongiosaplastik (ASp) als Goldstandard empfohlen, wobei die Entnahmemorbidität und limitierte Verfügbarkeit bekannte Nachteile darstellen. Ziel dieser prospektiven Studie, ist die Analyse der Erfolgsrate nach Einsatz von vitalisiertem Allograft (VA) zur Induktion der knöchernen Heilung bei Infektpseudarthrosen des Ober- und Unterschenkels.
Material und Methoden: In diese prospektive Studie wurden Patienten mit IP des Ober- und Unterschenkels eingeschlossen, die zur Induktion der knöchernen Heilung VA erhielten (allogene Spongiosa mit autologem Knochenmark imprägniert und dadurch „vitalisiert“). Insgesamt wurden in den Jahren 2003 bis 2007 31 Patienten eingeschlossen. 15 Fälle am Unterschenkel (US) und 16 Fälle am Oberschenkel (OS). Die Strategie zur Infektsanierung erfolgte im Rahmen mehrfacher chirurgischer Revisionen mit Debridement, Wundschwammeinlage (Coldex®) mit testgerechter Antibiose, um anschließend die Spongiosaplastik durchzuführen. Die Nachuntersuchung beinhaltete die Analyse der Röntgenverlaufskontrollen (knöcherne Heilung und Remodelling des VA) sowie die Erfassung von Spätkomplikationen wie Infektrezidive.
Ergebnisse: Das durchschnittliche Follow up betrug 5,8 Jahre. Die Infektsanierung gelang in 30 von 31 Fällen (96,7%), wobei es zu einem Infektrezidiv kam welches durch eine erneute Revision beherrscht wurde. 1 Infekt des US konnte nicht saniert werden, so dass die Indikation zur Unterschenkelamputation gestellt wurde. Knöcherne Konsolidierung der US-IP konnte primär in 11 von 15 Fällen erzielt werden. Am Oberschenkel wurde die Heilung primär in 13 von 16 Fällen erzielt, so dass die Gesamtkonsolidierungsrate mit VA bei 24 von 31 Fällen lag (77,4%). Es kam bei allen Patienten zu einer leichten Resorption bzw. Volumenabnahme im Bereich des VA. Es kam zu keinen Re-Frakturen am OS und US.
Schlussfolgerung: Das VA könnte eine alternative zur ASp darstellen, wobei die Erfolgsquote niedriger war. Die entfallene Entnahmemorbidität sowie gute Verfügbarkeit stellen Vorteile dar, die durch prospektive kontrollierte Studien suffizient beurteilt werden müssen vor Aussprache einer generellen Behandlungsempfehlung.